Das mediale und literarische Bild Chinas im Ausland ist einerseits durch Euphorie und Exotik, andererseits durch die Konstruktion eines befremdlichen bis bedrohlichen Systemgegners gekennzeichnet. Das vorliegende Buch untersucht die deutsche Berichterstattung über das Reich der Mitte mithilfe einer umfangreichen empirischen Bestandsaufnahme. Hierzu wurden alle Artikel der deutschen Printmedien Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, die tageszeitung, DER SPIEGEL, Focus und DIE ZEIT sowie Informationssendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens über China im Jahr 2008 ausgewertet. Die Autoren untersuchen, welche Akteure die Berichterstattung prägten und welche Themen in deutschen Medien dominierten. Die dabei herausgearbeiteten sechs Themenfelder – Tibet-Konflikt, Menschenrechte, deutsche Beziehungen zu China, chinesisch-afrikanische Beziehungen, Umwelt- und Klimapolitik, Chinas Rolle in der globalen Wirtschaft – werden einer qualitativen Analyse hinsichtlich ihrer Diskurs- und Argumentationsstrukturen unterzogen. Die Studie weist nach, dass die deutsche Berichterstattung über China der Vielfalt des Landes und seiner Menschen nur selten gerecht wird.
Die China-Berichterstattung in den deutschen Medien. Von Carola Richter und Sebastian Gebauer. Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin, 2010. 304 Seiten.