Schneeleoparden leben in den unwirtlichen Gipfelregionen der Hochgebirge Asiens. Ihre leuchtend blauen Augen, das dichte Fell und ihr flauschiger Schwanz verleihen ihnen ein knuddeliges Aussehen. Nach dem Abschluss einer Expedition in der mongolischen Region Gobi kaufte ich auf einem Basar von Ulan-Bator ein Paar Kaschmirhandschuhe für meine Verlobte.
Dass die Kaschmirziegen etwas mit Schneeleoparden zu tun haben könnten, dachte ich damals nicht. In meiner Vorstellung führten die Hirten der Ziegen ein idyllisches Dasein in den Bergen. Aber die ständig wachsende Popularität von Kaschmir auf den europäischen und nordamerikanischen Märkten ist nicht ohne Folgen geblieben. Die steigende Nachfrage nach billigem Kaschmir hat die Profitmargen der Hirten schrumpfen lassen. Sie müssen ihre Herden vergrößern. Diese industrialisierte Form der Tierhaltung hat verheerende Auswirkungen auf die Wildtiere. Schneeleoparden jagen wilde Pflanzenfresser, etwa Steinböcke, aber diese werden von der steigenden Zahl der Ziegen verdrängt.
Die Käufer von Kaschmirprodukten trennen also nur zwei Schritte vom Schneeleoparden. Damit er überleben kann, muss man ihm Raum lassen, aber das ist nur mit der traditionellen Weidewirtschaft möglich. Nächsten Monat feiern meine Frau und ich unseren Hochzeitstag. Ich werde ihr diesmal nichts aus Kaschmir schenken.
Aus dem Englischen von Caroline Härdter