Ein Festplatz im Iran

von Ramona Razaghmanesh

Selbermachen (Ausgabe IV/2021)

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Eine bunte Quastengirlande ist das Überbleibsel einer fröhlichen Hochzeitsfeier im Süden Irans. Foto: Ramona Razagmanesh


Im Frühjahr 2017 fuhr ich mit dem Auto durch die Berge im Süden Irans. In der rauen Landschaft der Provinz Fars begannen langsam die ersten Blumen und Pflanzen zu blühen. Plötzlich kam ich an einer farbenfrohen Kulisse vorbei, die sofort ins Auge stach. An diesem Platz hätten Qashqai-Nomaden ein Fest gefeiert, erzählte mir der Fahrer. Wie ich später lernte, wird die bunte Quastengirlande, die ich damals fotografierte, bei Hochzeitszeremonien verwendet und meist von Qashqai-Frauen handgefertigt. Die Spuren dieser Nomaden sind in Fars überall zu finden, denn sie leben schon seit über 700 Jahren dort. Ihre Heimat ist das Zagrosgebirge, das sich über die ganze Westflanke des Iran erstreckt. Nur den Winter verbringen die Nomaden meist in wärmeren Gefilden, südlich der Großstadt Schiras. Von dort kehren sie im Frühling in die Berge zurück. Die Frauen des Qashqai-Stammes sind für ihre Teppichknüpferei weltweit bekannt. Meistens entstehen die Motive, die sie knüpfen, spontan. Und auch ihre Hochzeitstänze, bei denen sie farbige Tücher schwingen, sind im Iran jedem ein Begriff. Sie geben ihre Traditionen und Bräuche durch Geschichten und Lieder an ihre Kinder weiter. Junge Menschen träumen jedoch oft davon, in der Stadt zu leben. Für viele von ihnen ist die Stadt ein Ort, an dem sie ihren Sehnsüchten folgen können.



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