Das Rüsselvieh

Von Elena Bykowa, Olya Esipowa

Jäger und Gejagte (Ausgabe II/2021)

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Nicht nur die Form des Riechorgans überrascht an der Saiga-Antilope – ihre Art ist auch erstaunlich alt. Illustration: Getty Images


Die Saiga-Antilope erinnert mit ihrer rüsselähnlichen Nase an eine Figur aus dem Star-Wars-Universum. Bereits im Pleistozän, vor 70.000 Jahren, durchstreifte sie die Steppen Europas und Asiens und lebte damit zur gleichen Zeit wie Wollmammuts und Säbelzahntiger. Doch in den 1990er- und frühen 2000er- Jahren wurde der Bestand um 95 Prozent dezimiert, sodass diese faszinierende Antilope heute vom Aussterben bedroht ist. Die größte verbliebene Population lebt auf dem Ustjurt-Plateau, das zwischen Usbekistan und Kasachstan liegt. In den Sagen der lokalen Hirtenstämme gilt die Saiga als »Geist der Steppe«.

Traditionell wurde sie für ihr Fleisch gejagt und die Schädel der Männchen galten als Schutzamulett gegen Krankheiten. Der Grund für den dramatischen Rückgang der Saiga ist das allerdings nicht. Dieser geht vielmehr auf die hohe Nachfrage nach Saiga-Hörnern in den Ländern Ostasiens zurück: Viele traditionelle chinesische Arzneimittel enthalten Saigahorn, das in Pulverform zur Entgiftung, gegen Erkältungen und Lungenkrankheiten verwendet wird.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion bot die illegale Saigajagd den Einheimischen eine dringend benötigte Einkommensquelle. Zudem grenzten die Öl- und Gasförderung und Eisenbahnlinien den Lebensraum der Tiere immer weiter ein. Glücklicherweise ist die Saiga mittlerweile unter Schutz gestellt und die Populationszahlen erholen sich langsam.



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