Die Niah-Höhlen in Malaysia

von Graeme Barker

High. Ein Heft über Eliten (Ausgabe I/2015)

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Der Westeingang des Höhlensystems: 1958 entdeckte der britische Abenteurer Tom Harrisson hier bei Ausgrabungen einen 40.000 Jahre alten Menschenschädel. Foto: Tristan Savatier/Getty Images


Wer die Niah-Höhlen in Malaysia, im nordwestlichen Teil der Insel Borneo, besucht, muss schwitzen. Zuerst beim Marsch durch den Dschungel, dann beim finalen Aufstieg zu den Höhlen. Als ich 1997 zum ersten Mal im Westeingang der Höhlen (Bild oben) stand, war ich erschöpft - und trotzdem selig. Der Anblick entschädigte für alles. Bis zu siebzig Meter hohe Kavernen, groß wie Kathedralen, umgaben mich, und über mir schwirrten Tausende Vögel und Fledermäuse, deren Gezwitscher und Klicklaute die Luft füllten.

Bekannt sind die Niah-Höhlen aber nicht wegen ihrer enormen Größe - sie umfassen mehr als zehn Hektar - oder ihrer atemberaubenden Fauna, sondern wegen eines archäo­logischen Sensationsfundes. 1958 entdeckte der britische Abenteurer Tom Harrisson bei Ausgrabungen einen 40.000 Jahre alten Menschenschädel im Westeingang. Spätere Untersuchungen ergaben, dass unsere Vorfahren hier bereits vor 50.000 Jahren ihre Mitmenschen bestatteten. Auch heute erfüllen die Höhlen für die lokale Bevölkerung einen Zweck, allerdings einen weniger morbiden: Die Nester der dort heimischen Mauersegler werden herausgeholt und für viel Geld an chinesische Händler verkauft. Sie bestehen aus dem eiweißhaltigen Speichel der Vögel und gelten in der asiatischen Küche als Delikatesse.

Protokolliert von Kai Schnier 



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