Eine Tränengasmaske aus einer Plastikflasche

von N. Y.

Selbermachen (Ausgabe IV/2021)

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Ein Student setzt sich eine selbstgebaute Gasmaske auf. Im Februar 2014 protestierten Oppositionsanhänger in Caracas gegen die Regierung. Foto: Leo Ramírez / AFP / Getty Images


Die Herstellung dieser Tränengasmaske aus einer Plastikflasche war für mich sehr wichtig. Denn sie schützte mich vor dem Tränengas, das von der Polizei während der langen Wochen der Proteste auf den Straßen von Caracas zwischen Februar 2017 und Oktober 2017 eingesetzt wurde. Tränengas schmerzt in den Augen, erschwert das Atmen und trübt die Sicht. Deshalb hätten wir ohne die Masken nicht demonstrieren können. Wir haben Trinkflaschen recycelt und daraus Masken hergestellt, die jeder tragen konnte. Abgesehen von ihrer Notwendigkeit für Demonstranten gefällt mir die Maske als umweltbewusster Akt des Recyclings und als ermächtigender Akt des Selbermachens. Sie ist ein Werkzeug, das jedem helfen kann, sich zu schützen, unabhängig von Einkommen oder Wohnort.

Mithilfe von Videos, die Leute im Internet hochgeladen haben, war es einfach, eine Maske herzustellen. Es dauerte nur ein paar Stunden. Auch der Schaumstoff, mit dem man die Maske abdichtet, trocknet schnell. Glücklicherweise leben wir in einer Welt, in der junge Menschen von überall zusammenarbeiten: zum Beispiel, indem sie Do-it-yourself-Anleitungen online stellen.

Wer bei unseren Protesten eine Maske trug, befand sich in den vordersten Reihe der Demonstrationen

Die Tränengasmasken können von jedem leicht hergestellt werden. Wir haben Plastikflaschen von Sprudelgetränken bis hin zu Wasserflaschen recycelt. Seien wir ehrlich: Müll gibt es überall auf der Welt. Es ist wichtig, die Flasche wirklich sorgfältig zu reinigen, und dann kann man loslegen. Am Anfang fühlte sich die Maske etwas unbequem an, und sie ist natürlich nicht so schön wie eine im Laden gekaufte Maske, aber sie ist trotzdem toll. Nach dem ersten Protest habe ich sie ein wenig angepasst, damit sie bequemer ist und besser sitzt. Sie hilft wirklich effektiv gegen Tränengas. Mit ihr können sich Demonstranten ohne große Kosten oder Arbeit schützen.

Wer bei unseren Protesten eine Maske trug, befand sich in den vordersten Reihe der Demonstrationen. Das ist immer riskant und bedeutet, dass man die Maske später schnell in seinem Rucksack verstecken können muss, um nicht erkannt zu werden. Ein Vorteil der Maske ist, dass man sie im Falle einer echten Bedrohung schnell wegwerfen und später einfach zu Hause eine neue anfertigen kann. Deshalb bin ich der Meinung, dass dieses Design verbreitet werden muss: Es kann Protestbewegungen auf der ganzen Welt dabei unterstützen, auf die Straße zu gehen und sich zu wehren.

Protokolliert von Armando Graffe

Aus dem Englischen von Jess Smee



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