Sie tauchen bis zu 121 Metern tief mit nur einem Atemzug. Was passiert dabei mit Ihrem Körper?
Es passieren viele Dinge gleichzeitig: Die Lunge schrumpft auf die Größe einer Apfelsine, der Herzschlag und der Stoffwechsel verlangsamen sich und das Blut wird von den Extremitäten ins Innere des Körpers verlagert. Dadurch wird der Sauerstoffverbrauch auf ein Minimum reduziert. All das geschieht automatisch, Training kann den Reflex nur leicht verstärken.
Was fasziniert Sie so am Apnoetauchen?
Das ist besonders das Gefühl der Schwerelosigkeit, die Art der Bewegung, die Geräusche unter Wasser. Man ist in einem völlig anderen Element als im normalen Leben, das man meistens an Land und an der Luft verbringt. Ab einer gewissen Tiefe erreicht man beim Tauchen einen Punkt, an dem man von allein herabsinkt.
Das klingt unheimlich.
Ja, das kann beim ersten Mal schon verwirrend sein, aber nach einer Weile gewöhnt man sich daran. Für mich ist es heute der angenehmste Teil eines Tauchgangs, weil ich mich gar nicht bewegen muss.
Weltrekorde werden immer schneller gebrochen. Gibt es eine biologische Grenze?
Diese Grenze ist schwer festzulegen. Grundsätzlich denke ich, dass es die eigene Entwicklung hemmt, wenn man sich Limits setzt. Aber dass jemand tiefer als 250 Meter taucht, halte ich für unmöglich.
Im November starb Ihr Kollege Nicholas Mevoli bei einem von Ihnen mitorganisierten Wettkampf an Lungenverletzungen. Haben Sie danach überlegt, aufzuhören?
Es wäre schlimmer für mich, mit dem Tauchen aufzuhören und mich für den Rest meines Lebens unerfüllt zu fühlen, als das Risiko zu akzeptieren, das schließlich in allem liegt, was wir tun.
Das Interview führten Stephanie Kirchner und Yannick Mäntele