Seit ich mich erinnern kann, hat es in der Welt Cafés gegeben: die meisten großzügig, geräumig oder sehr familiär, aber freigiebig. Sie empfingen einsame Spaziergänger – die einen Unterschlupf in Städten suchten, wo es regnete und der Winter angekommen war – oder geräuschvolle Gruppen von Tischgenossen, Paare, die sich versteckten oder Leser, die sich im Inneren ihrer Bücher verloren.
Die Welt des Glanzes und der Finanzen zerstörte die Cafés – die den Alltag in Halte-Momente einteilten (der Kapitalismus versucht uns immer davon zu überzeugen, dass das Leben keinen Halt macht), das Rauchen wurde verboten und die Fast-Food-Ketten und Bankfilialen besetzten diese Orte, die vorher wenig lukrativen Tätigkeiten galten, wie der Konversation, der Literatur und der Sucht.
Ich erinnere mich an die Cafés, in denen ich schrieb – mit der Hand, mit Füllfederhaltern, in Heften, die gealtert sind, wie das heutige Europa. Und an die Cafés, die ich zu lieben gelernt habe, wie die in Buenos Aires, Madrid, Paris, Amsterdam oder in Porto – wo sich das Café Majestic befindet. Ich selbst verlor mich in Büchern in solchen Cafés, wo ich lernte Konversation zu betreiben, zuzuhören, verführt zu werden, auf jemanden zu warten.
Pessoa, der größte Einzelgänger der Welt, schmorte den größten Teil seiner Zeit in Cafés, rauchend und schreibend. Wenn ich heute in Lissabon Cafés besuche – einige von ihnen haben die urbane Katastrophe überlebt – höre ich ihre Stimme, fast verstummt, wie ein verlängerter und nostalgischer Vers. In diesem immer richtungsloser werdenden Europa sind die Cafés – dank der Konversationen und der möglichen Zusammentreffen – eine Art Labyrinth, ähnlich den großen Bibliotheken, wo man alle Stimmen hört. Sogar unsere eigene stille Stimme.
Aus dem Portugiesischen von Birgit Hoherz