Popkultur | Türkei

Protest aus dem Autoradio

Drehbuchautor Cem Kaya erinnert sich an die Musik der „Aşiks“ aus dem Autoradio. Was die fahrenden Sänger Anatoliens mit dem Pop der Gastarbeiter in Deutschland zu tun haben
Der Regisseur Cem Kaya ist mit einem Mikrofon in der Hand zu sehen. Er trägt dunkle Kleidung und ein Basecap

Jahrhundertelang verarbeiteten die Aşiks, fahrende Sänger in Anatolien, in ihren Liedern politische Themen. In den 1960er-Jahren kam diese Tradition mit Migrantinnen und Migranten dann auch in Deutschland an. Mich hat diese Musik, die wir auf unseren jährlichen Autofahrten in die Türkei hörten, sehr geprägt.

Gastarbeiter sangen, mit ihren Langhalslauten in der Hand, etwa über den Rassismus im Land. Zum Beispiel Bands wie „Derdiyoklar“ in ihrem Song „Liebe Gabi“. Darin erklärt ein Türke, halb auf Türkisch, halb auf Deutsch, seiner deutschen Freundin mit einem Augenzwinkern: „Helmut Kohl und auch Strauß, le-le-liebe Gabi, wollen Ausländer raus. Es reicht nicht aus, ‚Ich liebe dich’ zu sagen.“