Kurzbesuch | Bolivien

Der Skatepark von Cochabamba

Abseits von traditionellen Rollenbildern: Im Pacata-Alta-Viertel im Norden Cochabambas treffen sich junge Frauen zum Skaten
Junge Frauen skaten in traditionellen weiten, bunten Röcken in einem Skatepark in Bolivien. Der Platz liegt an einem Hang oben, so dass man einen sehr schönen Blick über ein bewohntes Tal hat. Der Himmel ist heiter bis wolkig

Frauen in traditioneller Kleidung, die auf ihren Boards über Betonrampen springen: Dieses ungewöhnliche Bild bietet sich Besuchern und Besucherinnen des „SENAC“-Skateparks in Cochabamba, der drittgrößten Stadt Boliviens. Die Skaterinnen gehören zu ImillaSkate, einem Kollektiv, das im Jahr 2019 von der damals 23-jährigen Skateboarderin Dani Santiváñez und ihren Freundinnen gegründet wurde. „Imilla“ bedeutet auf Aymara und Quechua, den beiden am häufigsten gesprochenen indigenen Sprachen Boliviens, „junge Frau“.

Passend zu dieser Selbstbezeichnung tragen die Skaterinnen Vans oder Sneaker zu bestickten Blusen und Polleras, den traditionellen bunten Röcke aus dem Andenhochland. Damit erinnert ihr Stil an die „cholas“, jene indigenen Frauen aus Bolivien und Peru, die sich früh den Modestil der spanischen Besatzer zu eigen machten. Während das verniedlichende „cholita“ oft abwertend benutzt wird, wollen die Skaterinnen diesen Begriff wieder positiv besetzen, sich demonstrativ auf ihre indigenen Wurzeln besinnen – und so ein Zeichen für Diversität und Inklusion setzen.

„Die Skaterinnen tragen Vans oder Sneaker zu bestickten Blusen und traditionellen Röcken aus dem Andenhochland“

Der SENAC-Skatepark im Pacata-Alta-Viertel im Norden Cochabambas ist ihr beliebtester Treffpunkt, auch wenn er etwas heruntergekommen ist und der Beton hier und da bereits bröckelt. Seit das Areal als Ersatz für „El Niño“, einen mittlerweile abgerissenen Skatepark im Stadtzentrum, geschaffen wurde, verbringen die Skaterinnen einen Großteil ihrer Freizeit dort.

Auch weil es hier eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt und auf den Sonnenuntergang jenseits der Berge zu bestaunen gibt und man seine Ruhe hat. Meist streunen hier nur ein paar Straßenhunde herum. Ab und an spaziert jedoch auch eine Passantin vorbei, hält beim Anblick der Skaterinnen kurz inne und kommt mit ihnen ins Gespräch.