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ich, du, er, sie, es

Weltweit sind Sprachen in Bewegung geraten: Um nicht nur männliche und weibliche Geschlechtsidentitäten zu nennen, wird auf historische Formen zurückgegriffen oder neue Varianten ausprobiert. Ein paar Beispiele

„iel“ 

2021 führte das Standardwörterbuch der französischen Sprache, „Le Petit Robert“, ein drittes Pronomen ein: „iel“ oder „ielle“ (in der Mehrzahl „iels“ oder „ielles“). Das Wort setzt sich aus dem männlichen Personalpronomen „il“ und dem weiblichen Pendant „elle“ zusammen. Das Bildungsministerium hat genderneutrale Sprache in offiziellen Dokumenten verbieten lassen. Sie erschwere das Erlernen des Französischen. Das liegt aber nicht an dem neuen „iel“-Pronomen, sondern an den Punkten, die bei einem Nomen gemacht werden, wenn gegendert wird. Beispiel: aus „électeurs“ – „Wähler“ – wird: „électeur.rice.s“.

„hen“

2015 bekam die schwedische Sprache das neue geschlechtsneutrale Pronomen „hen“ in der „Svenska Akademiens ordlista“, einem Verzeichnis der lebenden Schwedischen Sprache, hinzu. „Hen“ wurde aus dem Finnischen „hän“ entlehnt, ebenfalls ein geschlechtsneutrales Pronomen. Im Gegensatz zum Schwedischen kennt das Finnische die Pronomen „sie“ („hon“) und „er“ („han“) gar nicht. LGBTQ+-Gruppen, aber auch Kindergärten und Vorschulen sorgten für die Verbreitung des neuen Pronomens.

„huma“ und „intuma“

Das moderne Standard-Arabisch basiert auf dem klassischen Arabisch des Korans. Es kennt die Möglichkeit für Nomen und Verben, beide Geschlechter mit einzubeziehen. Manche benutzen diese duale Möglichkeit von „sie“ und „ihr“ – „huma“ (هما) und „intuma“ (انتما) – als genderneutrale Alternative. Das heute gesprochene Arabisch hat diese Form jedoch verdrängt, sodass sie in den Ohren mancher formell klingt, die mit aktuellen Entwicklungen nicht vertraut sind.

„la presidenta“

Als Cristina Kirchner 2007 in Argentinien als erste gewählte weibliche Präsidentin antrat, setzte sich zunehmend die weibliche Berufsbezeichnung für ihr Amt durch. Statt der männlichen Form „la presidente“, die grammatikalisch richtig wäre, sagten die Argentinier „la presidenta“. Die Opposition blieb bei „presidente“. Möchten sie gender-neutral formulieren, setzen Menschen in Lateinamerika und Spanien als Endung „-e“ statt des maskulinen „-o“ oder des femininen „-a“.

Für die spanischen Pronomen bedeutet das: „ella“ („sie“), „él“ („er“) und „elle“. Zudem gibt es Versuche, die Artikel „el“ und „la“ („der“ und „die“) oder „todos“ und „todas“ („alle“) mit dem Einfügen eines @ oder eines X zu verbinden. Zum Beispiel „Latinx“ or „Latin@“. Vorwiegend nutzen diese Formen aber Englischsprechende – sehr zum Ärger spanischer Muttersprachler, die finden, dass die Veränderung von ihnen kommen muss.

„police officer“

Da das Englische meist nur eine Berufsbezeichnung kennt, etwa „cook“ oder „doctor“, stellt sich die Frage des Genderns nicht wie in anderen Sprachen. Und falls doch, gibt es einfache Abhilfe: Der „policeman“ wird zum „police officer“, die „stewardess“ zur „flight attendant“. Für eine Person, deren Genderidentität weder männlich noch weiblich ist, also nicht-binär, führte das Merriam-Webster Wörterbuch 2019 das altenglische Singularpronomen „they“ ein. Kritiker befürchten, es könnten Verwirrungen zwischen Plural und Singular entstehen. Das allerdings fanden früher weder Shakespeare noch Jane Austen.
 


Zusammengestellt von Stephanie von Hayek