Kurzbesuch | Italien

Unterwassergärten bei Noli

Zehn Meter unter dem Meer vor der italienischen Küste befinden sich Gewächshäuser, ein Prototyp für den Anbau von Lebensmitteln in einer ungewissen Zukunft

Unter Wasser, alles ist Blau. Links oben reflektiert das Licht. Man sieht Luftblasen und ein paar kleine Fische. In der Mitte steht ein Metall-Gerüst in Form eines Turms. Die Spitze ist eine Metall Blüte. Links und rechts im Bild befinden sich zwei große Plastikkugeln.

Unterwassergärten bei Noli, Italien

Es ist, als wäre man auf einem fremden, aber lebensfreundlichen Planeten gelandet. Frei atmend steht man in einer Kuppel, inmitten von Basilikum, Erdbeeren und Kirschtomaten, um einen herum schwimmen Fische und steigen Luftblasen auf. Nemo’s Garden heißt der Ort, der wenige Kilometer vor der ligurischen Küste nahe der kleinen Gemeinde Noli liegt. Hier wurden die ersten Unterwassergewächshäuser der Welt für Früchte und Gemüse errichtet, die normalerweise nur an Land gedeihen.

Die Idee für die Farm, auf der unter dem Meeresspiegel Pflanzen kultiviert und geerntet werden,  hatte Sergio Gamberini, der seit 2012 mit nachhaltiger Landwirtschaft experimentiert. Weil der Klimawandel diese durch Wüstenbildung und steigende Temperaturen enorm belastet und die Agrarindustrie siebzig Prozent der globalen Süßwasservorräte beansprucht, suchte der Ingenieur und Hobbygärtner nach alternativen Anbaumethoden.

Nemo’s Garden setzt sich aus mehreren Biosphären zusammen, durchsichtigen Plastikkugeln, die scheinbar wie Blasen im Wasser schweben. Jede von ihnen fasst 2.000 Liter Luft und bis zu 120 Pflanzen – und anstelle von Erde werden als Nährboden Kokosnussfasern verwendet. Das Salzwasser kondensiert derweil an den Innenwänden der Kuppeln und verwandelt sich dabei in Süßwasser, das nach und nach auf die Pflanzen tropft.

Damit diese ausreichend Licht bekommen und Taucher sie gut erreichen können, sind die Gewächshäuser in einer Tiefe von maximal zehn Metern verankert. Versammelt sind die Strukturen rund um den „Baum des Lebens“, ein Gerüst, das die Messgeräte und Kabel zur Überwachung des Sauerstoff- und CO2-Gehalts, der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur beherbergt. Mittlerweile haben sich die futuristischen Konstruktionen zu einem Zufluchtsort für Fische entwickelt, die dort Schutz suchen, sich vor Raubtieren verstecken und sich fleißig vermehren. Sogar seltene Seepferdchen wurden schon gesichtet.