Kommentar | Simbabwe

Literarisches Lagerfeuer

Das Geschichtenerzählen hat im südlichen Afrika eine lange Tradition — und war für Generationen von Kindern eine Schule des Lebens. Heute schauen sie eher aufs Handy

No Violet Bulawayo schaut links an der Kamera vorbei. Sie trägt eine pink und grün gemusterte Bluse.

NoViolet Bulawayo ist Autorin und Trägerin des Caine Prize for African Writing

In dem Dorf meiner Kindheit gab es keine Fernseher. Stattdessen saßen wir abends gemeinsam am Feuer, so wie mein Vater es mit seiner Großmutter getan hatte und diese mit ihrer. Wir hörten den Älteren zu. Das Geschichtenerzählen ist eine uralte Tradition in Simbabwe.

Meistens ging es um Tiere – und oft hatten die Erzählungen eine Botschaft, etwa, dass man nicht gierig sein soll. Mündliche Überlieferungen haben Afrika lange zusammengehalten, selbst nachdem die Kolonialmächte dort neue Grenzen zogen.

Heute sitzen die Kinder jedoch stattdessen oft allein vor ihren Handys. In meinen Büchern versuche ich die alten Traditionen am Leben zu halten. Deshalb sind zum Beispiel auch die Protagonisten meiner Satire „Glory“ als Tiere dargestellt.