Rückblende | Tierwelt

Smarte Primaten

Beobachten und lernen kann nicht nur der Homo Sapiens. Jane Goodall erinnert sich an ihre Forschung über Schimpansen

Ein Porträt von Jane Goodall. Ihr graues Haar hat sie zurückgebunden. Sie hält einen Plüsch Schimpansen in der Hand und lächelt in die Kamera.

Ihre Erforschung des Verhaltens von Schimpansen machte sie weltberühmt

Nicht nur Menschen, sondern auch Affen haben Kultur. Das beobachtete ich 1960 im Gombe-Nationalpark in Westtansania. Dort sah ich Schimpansen dabei zu, wie sie Werkzeuge herstellten und benutzten, um nach Termiten zu fischen. Ich sah, wie die Jungtiere ihre Mütter aufmerksam beobachteten und dann versuchten, sie zu imitieren. Doch nicht alle Affen verhalten sich gleich: Bereits damals hörte ich etwa, dass Schimpansen in Westafrika Steine benutzten, um die Nüsse der Ölpalme aufzubrechen und so an den Kern zu gelangen.

In Gombe fressen die Affen derweil nur das Fruchtfleisch und das Mark und kauen auf den trockenen Blütenstängeln und dem totem Holz der Palme herum. Im Mahali-Nationalpark, südlich von Gombe, verschmähen die Schimpansen die Ölpalme wiederum. Bereits 1970 stellte ich deshalb die These auf, dass verschiedene Schimpansengemeinschaften womöglich unterschiedliche Traditionen haben und Verhaltensweisen durch „Beobachtungslernen“ von einer Generation an die nächste weitergeben. Bis dahin meinte man, ein solches Verhalten sei auf den Menschen beschränkt.

Aus dem Englischen von Timo Berger