Playlist | Mongolei

Der Sound der Wüste Gobi

Songs über Kamele, Sandstürme und Bodenschätze: Die Gobi ist eine reichhaltige Inspirationsquelle für die mongolische Musikszene. Eine Playlist

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Dieses Lied gilt als die inoffizielle Hymne der Gobi. Viele Menschen identifizieren sich mit dem Song, der die Wunder der Wüstenlandschaft preist: „Öffne die farbenfrohen, ornament­verzierten Türen des weißen Palastes, der Gastgeber lädt dich in seine sonnenbeschienene Jurte ein“, heißt es darin. Das Lied enthält Elemente der traditionellen mongolischen Musik, etwa die Pferdekopfgeige, den Kehlkopf- und Obertongesang und den Langgesang, bei dem ganze Strophen ohne Atempause gesungen werden.

Tserendorj, Ashit, Soyol-Erdene, Oyun-Erdene, „Manai govior zochlon ochooroi“, 2018

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Meine Mutter, die Kamelhirtin

Hier geht es um zwei der stärksten Gefühle, die das mongolische Herz beseelen: die Liebe zur heimatlichen Landschaft und zur Mutter. „Meine Mutter mit dem einfachen Herzen wohnt in ihrem Sommerlager in den Salzebenen der Gobi“, lautet eine Zeile. Der Song, der Kindern oft als Schlaflied vorgesungen wird, wurde vielfach neu interpretiert. Diese Version ist wohl eine der klassischsten – gesungen von Sarantuya, einer der größten Stars der Mongolei.

Sarantuya: „Minii eej temeechin“, 2002

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Der Sandsturm

Natsag Jantsannorov ist einer der vielseitigsten Komponisten der Mongolei, bekannt vor allem für seine Filmmusik. Meisterhaft gelingt es ihm in dieser Komposition, den größten Schrecken der Gobi musikalisch nachzuahmen: einen Sandsturm oder „ugalz“. Ein ugalz hüllt die Welt in Dunkelheit und steht metaphorisch für das Aufeinandertreffen von Vater Himmel und Mutter Erde.

Natsag Jantsannorov, Morin Khuur Ensemble: „Ugalz“, 2015

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Lobgesang der Gobi

Eigentlich trägt dieses Lied den falschen Titel, denn es ist kein Song über die Wüste Gobi, sondern eine Hymne auf Mandalgovi, die Hauptstadt der Provinz Dundgovi. „Meine liebe Heimatstadt gleicht einem blühenden Mandala“, singt Dagiiranz, der selbst von dort stammt. Der Text vereint lyrische Beschreibungen mit staatlicher Propaganda aus Zeiten der sozialistischen Diktatur: Es geht um die karge Landschaft und die widerstandsfähige lokale Bevölkerung, aber auch um die Bedeutung von Mandalgovi.

Nyamiin Dagiiranz: „Goviin magtaal“, 1966

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Bitte lass mir mein Heimatland

Der Rapper Gee und die Ethno-Rockband Jonon singen über den Stolz auf die Heimatkultur, mit leicht nationalistischen Anklängen und entsprechenden Vorstellungen über „Reinheit“. Ihre Musik kann als Speerspitze der nationalistischen Wende im mongolischen Hip-Hop der 2010er-Jahre betrachtet werden. Als Reaktion auf die unruhige soziopolitische Lage in dieser Zeit entstanden viele Lieder voller Wut. Oft geht es in den Texten um die Ausbeutung der Bodenschätze in der Wüste Gobi. „Dein Blut, dein Land und was aus dieser Saat erwächst – das ist wahrer Reichtum“, heißt es darin.

Gee feat. Jonon: „Minii nutgiig nadad üldee“, 2011

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Vom Rücken eines Kamels

Die Sängerin Enji, die aus der kleinen, aber lebendigen Jazzszene Ulaanbaatars kommt, ist ein gutes Beispiel dafür, wie traditionelle Motive durch junge Musiker und Musikerinnen neu interpretiert werden. In diesem Lied besingt sie ihre Reise durch die Gobi auf einem treuen Kamel: „Mein liebes buckliges Kamel, oh, wie du eine Monddistanz trabend überwindest.“

Enji: „Temeen deerees“, 2023

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Die Kamelkarawane

Soyol-Erdene wurde in den 1970er-Jahren gegründet und gilt als erste Rockband der Mongolei. Die Gruppe wurde vom Staat finanziert, auch weil man dem Einfluss der Beatles etwas entgegensetzen wollte. Sie interpretierte Volkslieder neu und vertonte Texte mongolischer Dichter.

Soyol-Erdene: „Temeen jingiin tsuvaa“, 1987

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Rendez-vous

Die mongolisch-iranische Band Sedaa vereint in ihrer Musik typisch mongolische Elemente mit persischen Melodien. „Bolzoo“ basiert auf einem traditionellen Lied des mongolischen Zakhchin-Volkes aus dem Altai-Gebirge und handelt von einem jungen Paar, das trotz vieler Hindernisse zusammenfindet. „So, wie sich die jungen Kamele umeinander scharen, müssen unsere jungen, verwöhnten Ichs zusammenfinden“, wird zum Schluss im Duett gesungen.

Sedaa: „Bolzoo“ (Rendez-vous), 2012

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Weißes verwaistes Kamelkalb

Es kann vorkommen, dass Kamelkälber von der Mutter verstoßen werden. Der Hunger führt dazu, dass die Kälber laut schreien. Das Lied „Önchin tsagaan botgo“ ist Teil eines Rituals, das mongolische Hirten durchführen, um die Kamelmütter zu überzeugen, die verwaisten Kälber wieder anzunehmen. Diese Tradition steht auch im Zentrum des Dokudramas „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ aus dem Jahr 2003.

Namjilyn Norovbanzad: „Önchin tsagaan botgo“, 1980

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Die Kamelkarawane

Diese Aufnahme enthält zwei traditionelle Melodien, „Shiliin Davaa“ (Der Gebirgspass) und „Goviin Öndör“ (Die Höhen der Gobi). Mit der stimmungsvollen Interpretation wird die Atmosphäre heraufbeschworen, die in Karawanen herrschte, wenn sie durch die stillen felsigen Ebenen und über die Gebirgspässe der Gobi zogen. Auch auf den Reisen selbst wurden die Melodien gesummt, um die Strapazen des Weges zu mildern.

Dörvön Berkh: „Temeen jingiin tsuvaa“, 2010

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Die Playlist wurde zusammengestellt von der Mongolistin und Stadtforscherin Pau Szczap