Warum in Äthiopien der Gast gefüttert wird

von Asfa-Wossen Asserate

Frauen, wie geht's? (Ausgabe IV/2007)


Meistens essen wir eine Art äthiopischen Gulasch mit Injera, einem besonderen Fladenbrot. Dabei ist dieses Brot nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch ein Essinstrument. Die Speisen werden mithilfe des Fladens umwickelt und dann, wie in anderen arabischen Ländern auch, ausschließlich mit der rechten Hand in den Mund gesteckt. Dabei sollte man im Idealfall den Mund nicht mit den Fingern berühren. Da dies wirklich eine Kunst ist, gibt es in Äthiopien die – wie ich finde – sehr schöne Tradition, dass die Hausherrin dem Gast beim Essen hilft. Sie bereitet ihm kleine Röllchen und steckt ihm diese direkt in den Mund. Der Gast wird also als Zeichen der Ehrerbietung gefüttert. Natürlich geht das nicht die ganze Zeit so, sondern lediglich zwei- oder dreimal. Aber man sollte als Gast auf keinen Fall erschrecken und auch nicht ablehnen, wenn man gefüttert wird. Das ist bei uns ein wirkliches Zeichen der Gastfreundschaft.



Ähnliche Artikel

Une Grande Nation (Kulturort)

Die Felsenkirchen von Lalibela

von Abebe Tesfaw

Von in den Stein gehauenen Gotteshäusern, die ein „Neues Jerusalem“ in Äthiopien begründen sollten

mehr


Großbritannien (Praxis)

„Der Wunsch nach dem Schönen“

von Feridun Zaimoglu

Was ist kulturelle Bildung?

mehr


Beweg dich. Ein Heft über Sport (Was anderswo ganz anders ist)

Die Uhren ticken anders

von Kai Schnier

Über Zeitrechnung in Äthiopien

mehr


Großbritannien (Theorie)

„Bildung ermöglicht kulturellen Austausch“

von Mario Fortunato

Was ist kulturelle Bildung?

mehr


Wir haben Zeit. Ein Heft über Langsamkeit (Was anderswo ganz anders ist )

Kaffeepause

von Neven Subotić

Über eine nordäthiopische Kaffeezeremonie

mehr


Unterwegs. Wie wir reisen (Thema: Reisen)

Sei unser Gast

von Tom Selwyn

Alle Kulturen kennen Gastfreundschaft. Vielerorts ist sie nicht mehr umsonst

mehr