Wo Jugendliche im Iran flirten

von Pedram Sadough

Frauen, wie geht's? (Ausgabe IV/2007)


kurbeln die Scheiben herunter, beginnen durch das Fenster ein Gespräch und reichen bei erfolgter Kontaktaufnahme Zettel mit ihren Handynummern weiter. So frei können sie sonst nur im Internetchat flirten, und niemand kann ihnen etwas vorwerfen: Ruft die Mutter an, die üblicherweise nichts davon wissen darf, ist man gerade auf dem Nachhauseweg. Selbst die Sittenpolizei ist machtlos, bleibt doch die Geschlechtertrennung im Grunde eingehalten. Es sind die Jugendlichen selbst, die den dichten Verkehr gezielt verursachen, um „endlich“ im Stau zu stehen.

Alle paar Monate entwickeln sich kaum befahrene Straßenecken zu neuen Flirt-Strecken. Auffallen kann man mit einem teuren Auto und westlicher Musik. Ohne Neuwagen ist man auf seine Fantasie angewiesen: Hier und da lassen sich iranische „Peykans“ (mit einem Trabi zu vergleichen) mit deutschem Kennzeichen unter der viel kleineren iranischen Plakette finden. Das soll den Anschein erwecken, es sei ein importiertes Auto und man komme aus Europa. Ein weißer Verband auf der Nase suggeriert eine Schönheits-OP und steigert die Chancen. Denn OPs sind teuer, ein westliches Phänomen und von der Religion untersagt. Ein kürzlich in Kraft getretenes Gesetz zur strikten Benzinkontrolle – pro Auto 100 Liter Sprit im Monat – könnte das Flirtverhalten der iranischen Großstädter also durchaus beeinträchtigen.



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