In Bulgarien kam es nach 1989 in Kultur und Kulturpolitik zu einem Wandel. Doch dieser lief langsamer ab als der Transformationsprozess in Politik und Wirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt Georgi P. Dimitrov in seiner Dissertation, die auf der Basis von Experteninterviews aus den Jahren 2004 und 2005 entstanden ist. Darin beschreibt der Autor die Entwicklung nationaler Kulturen in Osteuropa und Bulgarien anhand von Sprache und Literatur seit dem 18. Jahrhundert und zeigt die ideologische Vereinnahmung von Kultur nach 1945 auf. Er analysiert, welche Auswirkungen der Systemwandel nach 1989 in der Musik, der Kunst, auf dem Buchmarkt und im Theater hatte. Die veränderten Prioritäten in der bulgarischen Kulturpolitik macht er an der Neuausrichtung von Kulturstätten, dem Kulturtourismus, der Auswärtigen Kulturpolitik und am Thema der Dezentralisierung deutlich und geht auf die wachsende Bedeutung von nicht staatlichen Akteuren wie Stiftungen oder Künstlerinitiativen ein. Dimitrov stellt jedoch fest, dass die staatliche Vormachtstellung und der Zentralismus erhalten geblieben sind, verbunden mit einem traditionalistischen Kulturverständnis und einer Skepsis gegenüber selbstständigen Kultureinrichtungen.
Kultur im Transformationsprozess Osteuropas. Zum Wandel kultureller Institutionen am Beispiel Bulgariens nach 1989. Von Georgi P. Dimitrov. Sagner, München, 2009. 205 Seiten.