Seit 15 Jahren pendelt die deutsche Theater- und Filmregisseurin, Journalistin und Dozentin Iris Disse zwischen Ecuador und Europa. Ihr Film „Justicia Nuestra“ (Unsere Gerechtigkeit) wurde vom ecuadorianischen Kulturministerium ausgezeichnet als am besten recherchierter Film des Jahres 2009. Er begleitet zwei indigene Frauenrechtlerinnen aus Ecuador auf ihrer Entdeckungstour zu verschiedene Gemeinden in Mexiko, Ecuador, Panama und Peru, in denen sich Frauen erfolgreich gegen häusliche Gewalt und Rechtlosigkeit wehren, die lange als normal galten. Die Frauen greifen dabei auf traditionelle Gesetzgebung zurück und erkämpfen sich so Zugang zur Rechtsprechung, die indigenen Frauen in Lateinamerika faktisch oft genug verwehrt bleibt.
In einer Gemeinde in Peru etwa werden prügelnde Gatten verpflichtet, schriftlich anzuerkennen, dass ihr Handeln illegal ist. Im Wiederholungsfall müssen sie Gemeindearbeit leisten, wenn Besserung ausbleibt, öffentlich Leibesübungen auf dem Dorfplatz absolvieren oder sich sogar von ihren Frauen schlagen lassen. Diese schnelle, unkorrumpierbare Dorfgerichtsbarkeit ist vom Justizministerium offiziell anerkannt. Sie erzielt eine hohe Besserungsrate und bindet alle Gemeindemitglieder ein: Auch die Männer können die Richterrolle übernehmen.
Finanziert und bei der Recherche unterstützt wurde der Film vom United Nations Development Fund for Women und produziert von der Asociación Latinoamericana de Educación Radiofónica. Iris Disse organisierte ein Netzwerk von 161 Fernsehsendern, die „Justicia Nuestra“ neben anderen Dokumentationen zu sozialen und tabuisierten Themen ausstrahlen und so Bewusstseins- und Demokratisierungsprozesse anstoßen. „Justicia Nuestra“ wird auf lateinamerikanischen Filmfestivals gezeigt und erreicht auch indigene Gemeindezentren, Schulen und Universitäten.