Muss man aus demselben Kulturkreis stammen, um einander Recht und Unrecht zu erklären? Thomas Mücke sagt nein. Der studierte Pädagoge und Politologe arbeitet seit 2001 mit Jugendlichen aus türkisch-arabischen Migrantenfamilien, die wegen Gewaltstraftaten in deutschen Gefängnissen sitzen. Es ist charakteristisch für dieses Rehabilitationsprogramm des Violence Prevention Network e.V., dass deutsche Trainer Straftäter betreuen, deren Wurzeln in anderen Kulturen liegen. So spricht Mücke mit Muslimen über ihre Religion und vermittelt ihnen, dass weder das deutsche Strafgesetzbuch noch der Koran Gewaltverbrechen gestatten. Unterstützung erhält er auch vom Zentralrat der Muslime in Deutschland.
Rund 300 junge Männer haben bisher an der freiwilligen Therapie während ihres Gefängnisaufenthalts teilgenommen. Nur sieben Prozent wurden rückfällig. „Ich möchte sie einfach nicht allein lassen“, erklärt Mücke sein Engagement. Er meint damit auch seine deutschen Kollegen, die ihre Verantwortung gern auf Betreuer abschieben, die aus dem gleichen soziokulturellen Umfeld wie die Jugendlichen stammen.