A
Abendmahl: Eine rituelle Erinnerungsfeier an das letzte Mahl Jesu Christi mit seinen Jüngern. Wein und Brot verwandeln sich bei der sogenannten Transsubstantiation in den Leib und das Blut Jesu. Dieser auf den zweiten Blick eigenwillige Ritus versinnbildlicht die Gegenwart von Jesus.
Agha Khan: Das Oberhaupt der ismailitischen Muslime, die ihrerseits mit etwa 18 Millionen Gläubigen eine Untergruppe des w
schiitischen Islam bildet. Der Titel Agha Khan wird vererbt. Ein Großteil der Ismailiten stammt aus in Indien und Pakistan. Das momentane Oberhaupt, Karim Agha Khan IV., lebt in Paris.
Alkohol: Vergorenes Getränk, das in kleineren Mengen anregend, in größeren berauschend wirkt. Sein Konsum ist Muslimen zwar untersagt, aber ein striktes Verbot hat sich in der islamischen Welt nie durchgesetzt.
Ayatollah: Heißt übersetzt „Zeichen Gottes“ und ist ein Titel, der w schiitischen Theologen religiöse Deutungshoheit und Rechtsprechung bescheinigt. Derzeit gibt es allein in Iran ein paar Tausend Gelehrte mit dem Titel, die Einfluss auf lokaler Ebene haben. Der verstorbene Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Chomeini begründete die Doktrin des Obersten Rechtsgelehrten, der zufolge dem angesehensten A. neben der religiösen zugleich auch die politische Führung des Landes zukommen soll. Seit 1979 wird daher das iranische Staatsoberhaupt von einem religiösen Rat gewählt.
D
Dreifaltigkeit: Das Christentum glaubt, dass Gott sich in der Schöpfung, in Jesus und im Heiligen Geist zeigt. Manche Muslime wundern sich, dass Christen ihrem Gott zwei Kollegen hinzufügen. Andere nehmen an, dass die Dreifaltigkeit Gott, Jesus und Maria meint, also eine Art divine Kleinfamilie.
Dschinn: Dschinnen sind Geister, vor denen Araber sich schon in vorislamischer Zeit gegruselt haben. Gemäß Überlieferungen bestehen sie aus Feuer, sind Menschen nicht unähnlich und haben auch einen freien Willen. Sie können Wünsche erfüllen, Menschen aber auch ins Verderben treiben. Bekannte D. sind die Ghuls, die Wüstengeister.
F
Freitagsgebet: Das Gemeinschaftsgebet am Freitag, dem muslimischen Feiertag. Es ist für alle erwachsenen männlichen Muslime Pflicht und vergleichbar mit dem christlichen Gottesdienst.
Die Fünf Säulen: Die fünf Pflichten, die jeder Muslim zu erfüllen hat: das Glaubensbekenntnis, das Gebet, die Steuer für die Armen, das Fasten im Monat Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka, die auf Arabisch „Hadsch“ heißt.
H
Hadith: Bedeutet wörtlich „Erzählung“. Gemeint sind die gesammelten und aufgeschriebenen Aussagen Mohammeds. Zusammen mit dem Koran bilden die Hadithen die Basis für die Interpretation der Glaubenslehre.
Harem: In muslimischen Ländern Bezeichnung für den Teil des Hauses, der Frauen und Kindern vorbehalten ist und nur vom Ehemann betreten werden darf. Im Westen oft missverstanden als Gruppe von Frauen, die zu einem Mann gehören. So ist der Harem auch Sinnbild für Polygamie und orientalische Erotik.
Henna: Gepulverte Blätter des Hennastrauches. Wird im Westen hauptsächlich von Frauen zur Färbung der Haare verwendet. Im islamischen Raum benutzen es in erster Linie Männer zur Haarfärbung, während Frauen damit Hände und Füße bemalen und färben.
I
Imam: Bedeutet „Vorbeter“. Für w Sunniten ist der I. der Leiter einer Gemeinde. w Schiiten bezeichnen mit I. die Nachfahren Mohammeds, die sie als ihre geistlichen und politischen Oberhäupter betrachten.
J
Die Jungfrau Maria: Die Mutter Jesu, die ihren Sohn gemäß katholischer Doktrin und auch gemäß dem Koran nach jungfräulicher Empfängnis gebar. Christen glauben daran, dass Maria Gottes Sohn auf die Welt brachte. Muslime gehen eher davon aus, dass Jesus zwar ein Prophet, aber nicht Sohn Gottes ist.
K
Kaaba: Das zentrale Heiligtum des Islam. Der würfelförmige Bau in Mekka (Saudi-Arabien) ist Ziel der muslimischen Pilgerfahrt, der Hadsch. Er muss sieben Mal vom Pilger gegen den Uhrzeigersinn umrundet werden.
Kalif: Bedeutet wörtlich „Nachfolger“ und meint die Führung der muslimischen Gemeinschaft nach Mohammeds Tod. Der Streit um die Modalitäten dieses hochpolitischen Amtes führte nach dem Jahr 680 zur Spaltung zwischen w Schiiten und w Sunniten.
Karneval: Der K. wird besonders in katholischen Regionen ausgelassen gefeiert. Je nach Region wird er auch Fasching, Fastnacht oder Fasnet genannt. Das mehrwöchige Fest setzt vor der 40-tägigen Fastenzeit bis Ostern ein und wird mit Verkleidungen, Süßigkeiten und Karnevalsumzügen gefeiert.
Katholik: Angehöriger der katholischen Kirche. Der Begriff bezeichnete vor der Reformation im 16. Jahrhundert (Protestant) die Gemeinschaft aller Christen und den Anspruch, die einzige christliche Kirche zu sein. Ein K. untersteht dem Papst.
Koran: Die heilige Schrift der Muslime, welche die Offenbarungen Gottes an Mohammed enthält und das muslimische Äquivalent zur Bibel ist. Er ist in dreißig Abschnitte unterteilt, die Suren heißen und ihrer Länge nach geordnet sind. Auch biblische Motive und Figuren finden sich übrigens im Koran, beispielsweise Abraham und Ismael (Opferfest).
Kruzifix: Das K. ist die Darstellung des gekreuzigten Jesus und deutlichstes Symbol der christlichen Kirche. Es erinnert an die Leiden Jesu, der durch seinen Tod die Menschheit erlöst haben soll.
O
Opferfest: Höchster islamischer Feiertag. Das viertägige Fest findet zum Höhepunkt der Pilgerfahrt nach Mekka statt. Jeder Muslim, der es sich leisten kann, lässt ein Tier schlachten und gedenkt dadurch Ibrahims (Abraham) und der Rettung seines Sohnes Ismail.
Ostern: Höchster christlicher Feiertag. An diesem Fest wird der Auferstehung Jesu am dritten Tag nach seiner Kreuzigung gedacht. Die Auferstehung ist ein zentrales Konzept des Christentums und ist Vorbild für den Glauben an die eigene Auferstehung nach dem Tode. Ostern beendet die 40-tägige Fastenzeit. Ein christliches Symbol ist das Lamm, ein weltliches ist der Hase. Zu den weltlichen Osterbräuchen zählt auch die Eiersuche.
P
Papst: Oberhaupt der katholischen Kirche und Souverän des Vatikanstaats. Er gilt als Stellvertreter Jesu auf Erden und als unfehlbar in Fragen des Glaubens und der Sitte. Dieses Dogma soll Verlust und Verfälschung des Glaubens verhindern.
Patchworkfamilie: Eine Familie, deren Mitglieder nicht alle blutsverwandt sind. Die P. kommt teils durch Verwandschaft und teils durch Heirat und Anerkennung angeheirateter Kinder zustande. Ein im Westen und im Nahen Osten bekanntes Phänomen.
Protestant: Im 16. Jahrhundert wollte Martin Luther nur die katholische Kirche reformieren. Er begründete damit die christliche evangelische Kirche, die den Papst nicht als ihre oberste Autorität in Glaubensfragen anerkennt. P. beten nicht die Jungfrau Maria und auch keine Heiligen an.
R
Rosenkranz: Gebetskette mit einem Kreuz und 59 Perlen. Ermöglichte ursprünglich, Gebete zu sprechen und dabei mitzuzählen, ohne lesen oder zählen zu können. Der Islam kennt die Gebetskette unter dem Namen Tasbih. Es wird sogar angenommen, dass der Rosenkranz mit den Kreuzrittern aus dem Orient nach Europa kam.
S
Singlewohnung: Ein Haushalt, dessen Umfang normalerweise nur auf eine Person ausgerichtet ist und der meist von kinderlosen Unverheirateten bewohnt ist. Alleinwohnende ohne Kinder rufen im Orient oft Mitleid für den Einsamen hervor.
Sunniten: Größte Glaubensgruppe des Islam, die 90 Prozent der Gläubigen umfasst. Die S. erkennen als Nachfolger Mohammeds (Kalifen) auch Gläubige an, die nicht zur Familie des Propheten zählen und sich durch edle Eigenschaften und Fähigkeiten auszeichnen.
Scheich: Bedeutet wörtlich „jemand, dessen Alter fortgeschritten ist und dessen Haar weiß geworden ist“. Der Gedanke von Respekt und Autorität wird seit vorislamischer Zeit mit hohem Alter assoziiert. Der Begriff „Scheich“ steht oft nicht allein, sondern zusammen mit einem anderen Begriff: Ein Scheich al-balad zum Beispiel ist ein Dorfverwalter.
Schiiten: Zweitgrößte Glaubensrichtung im Islam, der etwa 10 Prozent der Muslime angehören. Die Schiiten akzeptieren als geistliche und politische Führer nur Nachkommen Mohammeds. Die von der größten Gruppe der Schiiten anerkannte Nachfolgelinie bricht 941 ab, nachdem der zwölfte Nachkomme, ein fünfjähriger Junge, ohne jede Spur verschwindet. Auf die Rückkehr dieses „zwölften Imam“ warten die Schiiten seither.
T
Tschador: Persisches Wort für ein großes Tuch, das Frauen in Iran als Umhang verwenden. Ähnlich wie die Burka bedeckt der T. den gesamten Körper, aber nicht das Gesicht. In Iran ist der T. für Frauen Pflicht, in Saudi-Arabien die Abbaya. In anderen arabischen Ländern existiert formell kein Gesetz zur Verschleierung.
W
Wesir: Einflussreichster Berater der w Kalifen, auch zuständig für weltliche Verwaltung. Er war der zweite Mann nach dem Herrscher, ein geschickter W. konnte sogar einflussreicher als sein Kalif werden. Heute bedeutet „Wesir“ auf Arabisch „Minister“: Der Wazir al-Awwal ist der Erste Minister, also der Premierminister.
Z
Zuckerfest: Zweitwichtigster islamischer Feiertag. Er findet zum Abschluss der 30-tägigen Fastenzeit des Ramadan statt. Meist werden zu dem dreitägigen Fest viele Süßigkeiten verteilt (ähnlich wie beim w Karneval).
Zusammengestellt von Corinna Morell und Rosa Gosch