Im oberen Bereich des altbekannten Hängeschilds sind sie angenehm groß, im unteren winzig klein. Wenn ich alles lesen kann und somit keine Brille brauche, habe ich eine „20/20 vision“. Das ist nichts weiter als die Fähigkeit, aus einer Entfernung von 20 Fuß, also etwa sechs Metern, von einer Buchstabentafel das sehen zu können, was man als normalsichtiger Mensch erkennt. Wer aber aus einer Entfernung von 20 Fuß das sieht, was jemand mit „20/20 vision“ erst aus zehn Fuß entziffern kann, hat eine „20/10 vision“. Anders gesagt: Er sieht besser. Bei „20/200“ wiederum gilt man als blind.
Ein gutes Augenmaß ist nicht nur nützlich, wenn es um Buchstaben geht. Sprichwörtlich wünscht man sich in Großbritannien auch, gewisse Situationen des Lebens mit „20/20 vision“ betrachten zu können. „With hindsight everything is 20/20“, sagt man zum Beispiel manchmal und meint damit: „Im Nachhinein wird einem alles klar.“ Damit drückt man aus, etwas falsch eingeschätzt und das Richtige zu spät erkannt zu haben.
Wenn ich mich das nächste Mal richtig entscheiden will, hilft mir vielleicht die Erkenntnis, dass „20/20 vision“ auch in der Augenheilkunde keine Perfektion bedeutet, sondern lediglich ein ausreichendes Sehvermögen beschreibt. Wir können uns also entspannen.