Inhaltlich ist an Erdogans Worten eigentlich nicht viel auszusetzen. Es gibt kein Land in Westeuropa, das ernsthaft daran denkt, seine Minderheiten vollständig zu assimilieren. Die Erhaltung der kulturellen und/oder religiösen Identität ist ein zentraler Wert der europäischen Demokratie. (...) Was Erdogan anregt, verdient Aufmerksamkeit. Er verlangt gute Kenntnisse der deutschen Sprache von den Türken und ihre Teilnahme an der deutschen Politik.
TROUW (Amsterdam) vom 13.02.2008
Seine Worte klängen wie Worte der Weisheit, kämen sie nicht aus dem Mund eines Politikers, dessen Land gegenüber ethnischen und religiösen Minderheiten eher eine Politik der Assimilation als eine Politik der Integration betreibt.
Dogu Ergil in SUNDAY´S ZAMAN (Istanbul) vom 17.02.2008
Der türkische Premier dürfte da etwas fundamental missverstanden haben. In den vergangenen Jahrzehnten sind in Deutschland und Österreich ganz sicher nicht deshalb Pa-
rallelgesellschaften entstanden, weil sich türkische Einwandererfamilien allzu stürmisch angepasst hätten. Problematisch ist vielmehr, dass sich viele von ihnen abschotten – und dabei auf keinen integrationspolitischen Widerstand ihrer Gastländer stoßen.
Christian Ultsch in DIE PRESSE (Wien) vom 11.02.2008
Wir stehen seit zwei Jahren in einer intensiven Auseinandersetzung darüber, was Integration für die türkisch-muslimischen Migranten bedeutet, die in der vierten Generation in Deutschland leben. (...) Wenn dann Herr Erdogan nach Deutschland kommt und bekräftigt, er sei ihr Präsident, hilft das natürlich der Integration überhaupt nicht.
Necla Kelek in NEUE ZÜRCHER ZEITUNG vom 20.02.2008