Der Chandragup in Belutschistan

von Bashir Osman

Geht uns das Wasser aus? (Ausgabe III/2022)

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Foto: Bashir Osman


Der Schlammberg ragt wie eine Pyramide in den Himmel, in seinem Inneren blubbert flüssige graubraune Erde vor sich hin. Der Chandragup ist ein aktiver Schlammvulkan, der im Hingol-Nationalpark in der pakistanischen Provinz Belutschistan liegt, etwa 200 Kilometer westlich der Hafenstadt Karatschi. Aus dem breiigen Kratersee des rund hundert Meter hohen Vulkans tritt regelmäßig Methan aus. Und mit der fehlenden Flora und Fauna wirkt das Ganze wie eine Mondlandschaft  – daher auch der Name Chandragup, „Mondbrunnen“.

Für Hindus gilt der Hügel in der Wüstenlandschaft als heilig und wird mit dem Gott Shiva assoziert. Deshalb legen viele Gläubige hier auf dem Weg zum Schrein des Shri-Hinglaj-Mata-Tempels, der ebenfalls im Nationalpark steht, einen Zwischenstopp für einen Besuch ein. Im Frühjahr herrscht der größte Andrang, denn dann wird der Ort von Zehntausenden Pilgern regelrecht überrannt. Auf ihrer Hinglaj Mata, der wichtigsten Hindu-Pilgerfahrt in Pakistan, machen sie hier Halt, um bei teils sengender Hitze den Vulkan zu erklimmen. Wer den Gipfel erreicht, betet für die Erfüllung seiner Wünsche. Es werden Gaben wie Reis, Blumenkränze und Kokosnüsse in den Krater geworfen. In den Kraterschlamm getauchte Kokosnüsse gelten als heilig, weshalb Menschen aus der Gegend sie teils mithilfe von Bambuskeschern wieder aus dem Krater fischen, um sie an die Pilger zu verkaufen.

Die Behörden bemühen sich, den Ort auch außerhalb der Pilgerzeit für Besucherinnen und Besucher attraktiv zu machen. Mussten diese früher einen langen beschwerlichen Weg zu Fuß oder auf Kamelen durch die Wüste antreten, gibt es inzwischen eine Straße. Und auf der Rückseite des Heiligtums führt heute eine Treppe „zum Himmel“ hinauf, die von vielen Besuchern genutzt wird.



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