Transatlantische Beziehungen

von Gudrun Czekalla

Unterwegs. Wie wir reisen (Ausgabe II/2007)


In Umbruchsituationen verändern sich politische Institutionen schneller als die Werte und Normen einer Gesellschaft. Zum Wandel im Wertekanon einer Bevölkerung können sogenannte Funktionseliten ganz wesentlich beitragen, indem sie als Mittler zwischen verschiedenen Gesellschaftssystemen fungieren. Am Beispiel konkreter Akteursgruppen nach Ende des Zweiten Weltkrieges – militärischen und zivilen Mitgliedern der amerikanischen Besatzungsbehörden, Journalisten, Intellektuellen und Austauschlehrern – verdeutlicht das Buch die Maßnahmen der re-education und den Prozess der Demokratisierung in der jungen Bundesrepublik. Deutschlandspezialisten und Emigranten auf amerikanischer Seite trafen auf Deutsche mit Auslandserfahrungen in den Vereinigten Staaten. Beide Gruppen bildeten bald Netzwerke zur Lösung praktischer Probleme, waren aber unterschiedlich erfolgreich. Angesichts der amerikanischen Versuche, die gelungene Demokratisierung Deutschlands als Rechtfertigung für den Irakkrieg heranzuziehen, bekam das Thema der re-education neue Aktualität. Allerdings weisen die Herausgeber zu Recht auf unterschiedliche Rahmenbedingungen hin, die eine Vergleichbarkeit von westeuropäischen mit irakischen Verhältnissen nicht sinnvoll erscheinen lassen.

Demokratiewunder. Transatlantische Mittler und die kulturelle Öffnung Westdeutschlands 1945 bis 1970. Arnd Bauerkämper, Konrad H. Jarausch, Marcus M. Payk (Hrsg.) Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 2005. 335 Seiten.



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