Dieses Buch muss alle desillusionieren, die glauben, China könne sich anhand des Wirtschaftsbooms demokratisieren. Die Autorin, eine Ökonomin aus Shanghai, deckt anhand zahlreicher Beispiele auf, dass der Wirtschaftsboom zu großen Teilen auf illegaler Aneignung von ehemaligem Staatseigentum beruht, auf Spekulation und Ausbeutung von Menschen ohne Lobby. Die heute in China vorherrschende Korruption und Vetternwirtschaft resultiere aus den Reformen der 1980er und 1990er Jahre, als zwar die sozialistische Planwirtschaft abgeschafft wurde, Behörden auf allen Ebenen aber weiterhin nach Gutdünken in wirtschaftliche Vorgänge eingreifen konnten, schreibt He. Sie spricht von einer „Kapitalisierung von Macht“ und weist dabei auf die herrschende Bigotterie hin: dass Opfer des Systems oft gleichzeitig auch Täter sind.
China in der Modernisierungsfalle. Von Qinglian He. Aus dem Chinesischen von Christine Reisner. Hamburger Edition, Hamburg, 2006.