Schuld. Dieses kurze Wort klingt so schwer, als laste alles Böse der Welt auf ihm. Es steht für eine Sache, die ein einzelner Mensch auf sich lädt, wenn er sich vor dem Gesetz strafbar macht. Man kann sich allerdings auch ganz still und für sich allein schuldig fühlen: wenn das eigene Gewissen einem sagt, falsch gehandelt zu haben. Schuld kann auf Gemeinschaften liegen, die toleriert haben, dass in ihrer Mitte Hässliches geschah. Und Schuld wirft lange Schatten – historisches Unrecht kann bis in die Gegenwart reichen.
Eine heftige Debatte ist derzeit über den Umgang mit dem Kolonialismus entbrannt. Im Interview sprechen die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und der senegalesische Ökonom Felwine Sarr über die Verantwortung, sich diesem düsteren Kapitel der Geschichte zu stellen. Die Schriftstellerin Malaika Mahlatsi aus Johannesburg erkärt, weshalb Ackerflächen, die einst der schwarzen Bevölkerung gehörten, an diese zurückgegeben werden sollten. Kallie Kriel wiederum, der die Interessen europäischstämmiger Farmer in Südafrika vertritt, sagt im Gespräch: „Ich habe kein Land gestohlen.“
Die israelische Autorin Ayelet Gundar-Goshen geht Gewissensfragen nach: Warum empfinden Menschen Schuld? Und welche Rolle spielen Schuld und Verantwortung für die eigene Identität?
Wir schauen außerdem auf Täter und Opfer: Soun Rottana, ein ehemaliger Kindersoldat der Roten Khmer, spricht über das Töten. Lotte Leicht, EU-Direktorin von Human Rights Watch, erklärt, wie wichtig es für Überlebende ist, dass die Wahrheit über ein Verbrechen ausgesprochen wird. Und nicht zuletzt geht es natürlich auch um Vergebung, darum, wie Menschen in unterschiedlichen Kulturen und Religionen sich entschulden und entschuldigen, wie sie sich versöhnen und einander verzeihen.