Die Insel San Simón in der Bucht von Vigo

von Yolanda Castaño

Oben (Ausgabe I/2019)

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Blick auf die Illa de San Simón vor der nordwestspanischen Küste. Foto: Alberto Pombo


Von der nordwestspanischen Küste aus erscheint die Illa de San Simón wie die anmutige Wächterin der Bucht von Vigo. Wenn man bei Ebbe unten am Strand von Redondela steht, könnte man denken, die Insel, die aus zwei mit einer Steinbrücke verbundenen Eilanden besteht, wäre mit wenigen Schwimmzügen zu erreichen. Die Ruhe von San Simón, in der nur die leichte Meeresbrise die Kronen der Eukalyptusbäume bewegt, lässt niemanden vermuten, dass hier schon vor Jahrhunderten Mönche lebten, und dass die Insel erst einer Quarantänestation für die aus den spanischen Kolonien heimkehrenden Seeleute, dann einem Heim für Waisenkinder Platz bot.

Ihr üppiges Grün verrät auch nicht, dass hier während der Franco-Diktatur Tausende politische Gefangene zusammengepfercht wurden. Im Mittelalter wurde die Insel von Barden in ihren Liederbüchern besungen. Deswegen erträumen die Menschen sie heute als die mythische Wiege der galicisch-portugiesischen Liebeslyrik und San Simón als einen Ort, wo Liebende sich treffen... Mittlerweile ist die Insel Kulturerbe Galiciens und offizieller Gedenkort. Je nachdem, wie das Licht auf die Illa de San Simón fällt, werden Luft und Seele verzaubert: Mal ist die Insel eine friedliche Oase oder ein Ort voll düsterer Wehmut, mal ein Sarkophag oder ein naturgewachsenes Schmuckstück. 250 Meter Länge und 84 Meter Breite misst sie, die so viele Geschichten bewahrt, wie sie zu neuen inspiriert.



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