„Does Britannia, when she sleeps, dream?“, fragt Thomas Pynchon in seinem Roman „Mason & Dixon“. In diesem Buch reisen zwei Landvermesser der Royal Society im Jahr 1763 nach Amerika – in jenes Land, von dem Britannien träumte, weil es für alles stand, was noch wahr werden, was sich noch ereignen könnte.
Wovon träumen die Briten heute? Die schottische Autorin A. L. Kennedy wünscht sich eine buddhistische Queen, der Historiker Timothy Garton Ash, dass wir endlich verstehen, dass Briten gar nicht so schlecht auf Europa zu sprechen sind, wie immer behauptet wird. Und der Publizist Paul Carr hofft auf noch mehr amerikanische Frauen, die englischen Männern verfallen.
Diese Ausgabe schaut auf Großbritannien, das frühere Empire, welches massiv an politischer Bedeutung verloren hat und das gleichzeitig wie kaum ein anderes Land seine Kultur zu exportieren weiß: seine Mode und Musik, seine Filme und Literatur.
Und alle wollen dorthin: Großbritanniens Migrationsraten gehören, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, zu den höchsten der Welt. Zugleich hat das Land viele Probleme: die Auswirkungen der Finanzkrise, ein trotz Spitzenuniversitäten wie Oxford marodes Bildungssystem und Kinder, die laut einer Studie die unglücklichsten in ganz Europa sind.
Unsere Autoren unternehmen in diesem Heft den Versuch, ein Land neu zu vermessen, das überall auf der Welt für seine Kultur geliebt und für seine Traditionen entweder verehrt oder beschmunzelt wird. Und das selbst noch manchmal von seiner einstigen Größe träumt.