Im Zentrum der Arbeit steht das Office of Inter-American Affairs (OIAA), ein Netzwerk von Politikern, Unternehmern und Kulturschaffenden unter der Führung von Nelson Rockefeller, das von 1940 bis 1946 bestand und vom Department of State kontrolliert wurde. Sein Ziel war es, einerseits das Machtstreben des Deutschen Reichs und der Achsenmächte in Lateinamerika einzudämmen und anderseits den amerikanischen Einfluss dort dauerhaft zu verankern. Das OIAA bediente sich dabei der Förderung von Projekten im Agrar- und Gesundheitswesen sowie des Technologietransfers, aber auch der klassischen Instrumente der Public Diplomacy wie Presse, Radio und Film, insbesondere Hollywood-Filmen. Gleichzeitig nutzte es die Massenmedien als Werbeträger für Konsumprodukte und betrieb als frühe Geheimdienstorganisation Wirtschaftsspionage. An den Fallbeispielen Brasilien und Argentinien untersucht die Autorin das Wirken dieser kaum bekannten Organisation, deren Tätigkeit zugleich zum Testfall für die globale wirtschafts- und kulturpolitische Strategie der Vereinigten Staaten nach 1945 wurde. Das OIAA zeige, so die Autorin, dass Kulturpolitik sowohl als Mittel der soft power als auch als Mittel der hard power eingesetzt werden könne.
Creating Good Neighbours? Die Kultur- und Wirtschaftspolitik der USA in Lateinamerika. Ursula Prutsch. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2008. 476 Seiten.