Die Uhren ticken anders

von Kai Schnier

Beweg dich. Ein Heft über Sport (Ausgabe I/2014)


Ein Flug von Europa nach Äthiopien bedeutet eine achtjährige Zeitreise. Man lässt nicht nur den heimischen Kontinent, sondern auch die gregorianische Zeitrechnung hinter sich. Am Horn von Afrika gilt der äthiopisch-koptische Kalender. Nach seiner Jahreszählung befinden wir uns im Jahr 2006. Doch das ist nicht alles: Auch äthiopische Uhren ticken anders. Genauer gesagt laufen sie den mitteleuropäischen Uhren um sechs Stunden hinterher.

Da Tage und Nächte in Äquatornähe ganzjährig etwa gleich lang sind, wurde in Äthiopien eine kinderleichte, für Nichtäthiopier aber recht ungewohnte Zeitrechnung eingeführt: Mit dem Sonnenaufgang um sechs Uhr mitteleuropäischer Zeit schlägt die Stunde null. Zur Mittagszeit ist es folgerichtig sechs, zum Sonnenuntergang zwölf Uhr. Das ergibt Sinn – zumindest für alle, die sich am Lauf der Sonne orientieren. Das Zeitchaos ist jedoch kein Grund zur Panik. Die äthiopische Zeit gilt bei privaten Verabredungen oder wenn man jemanden nach der Zeit fragt. Bei Veranstaltungen, in Fahrplänen oder bei Geschäftsterminen gilt aber meistens die Weltzeit.



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