Als unendliche Geschichte, die eine hohe Frustrationstoleranz erfordert, beschreiben die Autoren das Thema Kultur und Entwicklung, das auf eine Ringvorlesung an der Universität Tübingen im Wintersemester 2005/2006 zurückgeht. Es sei überaus missbrauchsanfällig und intellektuellen Moden unterworfen. Schon auf begrifflicher Ebene herrsche eine große Unbestimmtheit, hinzu kämen methodisch-theoretische und metatheoretische Schwierigkeiten. Dennoch haben die Herausgeber es gewagt, sich dieses schwierigen Bereichs anzunehmen und Beiträge von Ethnologen, Religionswissenschaftlern, Geographen, Politikwissenschaftlern, Juristen, Philosophen und Wirtschaftswissenschaftlern zusammengestellt. Ihrer Ansicht nach muss heute vor allem die Frage beantwortet werden, welche Entwicklungsmöglichkeiten eine Kultur erlaubt und ob Kulturen die Entwicklungsfähigkeit eines Landes beeinflussen können. Das Beispiel China zeige deutlich, dass Kulturen ein höheres Maß an wirtschaftlicher Veränderung zulassen, als man bisher geglaubt habe. Aus Forschersicht bleibt die systematische Auseinandersetzung mit den Beziehungen zwischen Kultur, Ökonomie und Politik auch weiterhin ein Desiderat.
Kultur und Entwicklung. Vier Weltregionen im Vergleich. Hg. von Andreas Boeckh, Rafael Sevilla. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft, 2007. 219 Seiten.