Im Verlauf des 20. Jahrhunderts entwickelten sich die USA zu einem maßgeblichen Wissenschaftsstandort. Das vorliegende Buch untersucht die amerikanisch-deutsche Interaktion sowie den amerikanischen Einfluss auf die Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte in Deutschland nach 1945. Im Eingangskapitel werden gegenseitige Einflüsse zwischen 1800 und 1945 wie beispielsweise die humboldtsche Universitätsidee als Vorbild für die Entwicklung der „Higher Education“ in den USA betrachtet. Die anschließenden Kapitel widmen sich einerseits den wissenschaftspolitischen Konzepten der amerikanischen Besatzungsmacht zwischen 1945 und 1960 und andererseits dem Rückgriff von deutscher Seite auf die vermeintlich unbelastete vornationalsozialistische Universitätstradition. Erst Ende der 1950er-Jahre erreicht das amerikanische Universitäts- und Wissenschaftsmodell eine Vorbildfunktion in der westdeutschen Diskussion. Abschließend wird der Zusammenhang zwischen Hochschulreformen und universitären Neugründungen nach dem angloamerikanischen Campus-Modell aufgezeigt.
Vorbild USA? Amerikanisierung von Universität und Wissenschaft in Westdeutschland 1945-1976. Von Stefan Paulus. Oldenbourg, München, 2010. 620 Seiten.