Die Große Mauer

von Su Tong

Ganz oben. Die nordischen Länder (Ausgabe I/2008)


Im Volke heißt es, sie sei ein omnipotentes Symbol: „Wer sie nicht erklommen hat, ist kein ganzer Kerl.“ In diesem Fall ist sie das Symbol für ein hohes und fernes Ziel. Aber in der bekannten Sage der weinenden Meng Jiangnü ist die Große Mauer ein Symbol feudalistischer Macht, die auf Blut und Tränen gebaut ist. Vor über 2000 Jahren ließ Chinas erster Kaiser, der berüchtigte Reichseiniger Qin Shihuangdi, zum Bau der Mauer zehntausende Arbeite zwangsrekrutieren. Einer davon war Meng Jiangnüs Mann. Als sie ihm Kleider gegen die Kälte bringen wollte, musste sie feststellen, dass ihr Mann durch die Strapazen des Mauerbaus gestorben war und eingemauert wurde. Sie begann daraufhin fürcherlich zu weinen. Sie vergoss so viele Tränen, dass ein Stück der Mauer einfiel, sie die Leiche ihres Mannes fand und daraufhin Selbstmord beging. Die Große Mauer steht somit einerseits für eine Zeitepoche der Sklaven und der Versklavung. Aber letztendlich ist sie der Stolz eines jeden Chinesen. So wie es in dem Schlager heißt: „Die Große Mauer wird nie zusammenbrechen.“ Die Große Mauer – das Symbol des Ruhmes der die Zeiten überdauernden chinesischen Zivilisation.

Aus dem Chinesischen von Sören Schneider



Ähnliche Artikel

e-volution. Wie uns die digitale Welt verändert (Bücher)

Chinas Überzeugungskraft

Gudrun Czekalla

In den letzten Jahren hat China seine Auswärtige Kulturpolitik und den Einsatz von Soft Power zur Durchsetzung nationaler Interessen rasant fortentwickelt. Doch... mehr


Am Mittelmeer. Menschen auf neuen Wegen (Was anderswo ganz anders ist)

Panda-Diplomatie

von Falk Hartig

Über ein besonderes Tier in China

mehr


Was vom Krieg übrig bleibt (Bücher)

„Keine Institution kann so viele Titel zensieren“

ein Gespräch mit Wu Shulin

KULTURAUSTAUSCH sprach mit Wu Shulin, Vizeminister der chinesischen Hauptverwaltung für Presse und Verlagswesen, über das Interesse Chinas an internationalen Titeln

mehr


Atatürks Erben. Die Türkei im Aufbruch (Köpfe)

Es klingt, als würde man jemanden verhauen

Die deutsche Band „Wir sind Helden“ singt jetzt Chinesisch

mehr


Das neue Italien (Die Welt von morgen)

Kein Platz für die Toten

Eine Kurznachricht aus China 

mehr


Geht doch! Ein Männerheft (Thema: Männer)

Männer, auf ins Matriarchat

von Wolfgang Hekele

Frauenherrschaft kann sich auch für Männer lohnen. Bei den Mosuo in China gibt es Sex ohne Besitzansprüche – und alle sind glücklich 

mehr