Statue für Alexander den Grossen

Skopje, Nordmazedonien

von Katerina Topalova

„Als Mazedonien beim Natogipfel 2008 in Bukarest nicht in die NATO eintreten durfte, wurden auch die Hoffnungen auf eine baldige EU-Mitgliedschaft vorerst zerschlagen. Der damalige Premierminister Nikolai Guevski reagierte darauf unter anderem mit einer künstlichen Historisierung der Landesgeschichte. Die Statue von Alexander dem Großen auf dem Zentralplatz von Skopje ist nur eine von vielen, die nach 2008 aufgestellt wurden. Viele Menschen freuten sich, sie weinten sogar, als die Statue fertig war, für sie war das ein kleiner Sieg, der Anfang eines neuen nationalen Selbstbewusstseins. Andere fanden dieses Vorgehen unvernünftig.

Auch in Griechenland beansprucht man Alexander den Großen als Teil der eigenen Geschichte. Im mazedonischen Vorgehen sahen die Griechen die Ambitionen des nördlichen Nachbarn bestätigt, die griechische Provinz Mazedonien in mazedonisches Staatsgebiet einzugliedern. Diese Furcht, die zuvor als paranoid und unbegründet angesehen wurde, war dadurch bestätigt. 

Mit der Unterzeichnung des Prespa-Abkommens 2018 sollten diese Probleme beseitigt werden. Mazedonien änderte seinen Namen in Nordmazedonien und verpflichtete sich, von seinen Ansprüchen auf das historische hellenische Erbe abzurücken. Das betraf auch Alexander den Großen. Nordmazedonien verpflichtete sich, Schulbücher umzuschreiben und seine Einverleibung der griechischen Geschichte umzukehren. Damit sollten auch alle territorialen Ansprüche auf die griechische Provinz Mazedonien fallengelassen werden. Andersherum haben griechische Schüler*innen bis heute kaum die Geschichte Mazedoniens kennengelernt. Sie sind dem Land gegenüber kritisch eingestellt, weil ihr Wissen darüber aus Fernsehsendungen und politischer Rhetorik kommt. Mittlerweile arbeitet eine Kommission aus mazedonischen und griechischen Historiker*innen daran, dass auch die Griechen künftig etwas über die Geschichte ihres Nachbarn lernen. 

Durch das Prespa-Abkommen kann Nordmazedonien wieder über den Beitritt zur EU verhandeln. Trotzdem fühlen sich die Menschen hier teilweise betrogen. Institutionen müssen ihre Namen ändern, das Adjektiv „mazedonisch“ verschwindet aus ihren Namen. Auf manchen Monumenten heißt es jetzt, sie seien „Teil der hellenischen Kultur“. Geschichte wird entsprechend politischer Bedürfnisse umgestaltet. Das war schon immer so.“


Katerina Topalova ist eine mazedonische Journalistin.