Berlin, Januar 2022
Die friedlichen Massenproteste im Zusammenhang mit der Präsidentenwahl 2020 in Belarus haben eine enorme Zahl an Menschen mobilisiert. Die „schläfrige belarussische Gesellschaft” (Aliaxey Talstou) war aufgewacht und trat in einen engagierten Dialog - miteinander, aber auch mit den Regierenden. Unzählige kreative Formen des Protestes waren auf den Straßen sichtbar, Veranstaltungen, Lesungen und Aufführungen wurden organisiert. Die staatlichen Sicherheitsdienste reagierten rasch und mit aller Wucht. Über den Verlauf des Wahlkampfes, der Wahlen selbst und der Monate danach wurden Tausende Demonstranten festgenommen, es häuften sich Berichte über Folter und unwürdige Gefängnisbedingungen. Wie haben die belarussischen Künstler die Proteste wahrgenommen und unterstützt? Unter welchen Bedingungen arbeiten sie nach dem Crackdown weiter?
In unserem Dossier berichten belarussische Autoren und Künstler aus den Bereichen Musik, Theater, Fotografie, bildende Kunst und Lyrik. Eine Kooperation mit dem polnischen Kulturmagazin Dwutygodnik und dem Goethe-Institut Warschau mit einer Titelillustration des belarussischen Künstlers Mikita Rasolka. Das Projekt wurde unterstützt von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit mit Mitteln des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland.
„Die zeitgenössische belarussische Kunstproduktion blieb einer größeren Öffentlichkeit vor allem deshalb unbekannt, weil die Künstler keine Möglichkeiten hatten, auszustellen.
Alle Museen und sonstigen Ausstellungsorte waren staatlich.“
Anna Karpenko, freie Kuratorin
„Viele trugen selbstgestaltete Plakate mit Slogans und Bildern. Einige waren extrem direkt, andere boten beißende Satire. Und obwohl allen bewusst war, dass die Polizei mit Gewalt, Folter und Mord vorging, war die Antwort der Protestierenden friedlich und kreativ.“
Aliaxey Talstou, Künstler und Kurator