Archiving | Nigera

Die Geschichte Nigerias scannen

In Lagos digitalisiert ein kleines Team verstaubte Zeitungen und vergessene Magazine – und bringt sie ins Netz. Ihre Mission: die Rettung Nigerias kollektiven Gedächtnisses
Eine Illustration zeigt den Hinterkopf einer Schwarzen Frau

Archivi.ng bewahrt die journalistische Geschichte Nigerias

In einem unscheinbaren Büro in Lagos steht ein überdimensionaler Scanner und ein Stapel vergilbter Zeitungen. Archivi.ng will Nigerias gedruckte Geschichte retten – Seite für Seite. Die Initiative digitalisiert alte Magazine und Zeitungen und macht sie online zugänglich. Die Idee kam Gründer Fu’ad Lawal, als er in seiner Arbeit als Journalist auf eine historische Leerstelle stieß: „Als ich nach Ereignissen von 1960 bis 2010 googelte, tappte ich im Dunkeln.“

Zwischen der Unabhängigkeit und dem Anbruch des digitalen Zeitalters klafft in Nigeria eine Archivlücke. Zeitungen aus dieser Ära, geprägt von Konflikten, Staatsstreichen und dem Kampf um demokratische Rechte, sind vom Verschwinden bedroht. Archivi.ng rettet alte gedruckte Artikel und stellt sie ins Netz. Das Online­archiv ist eine Zeitmaschine: Es gibt Fotos vom Putsch 1966, Schlagzeilen zum Ende der Militärherrschaft, bunte Modestrecken der 1990er-Jahre aus Lagos und Kinoprogramme aus dem frühen Nollywood.

Doch das Projekt will nicht nur bewahren. Im Onlinemagazin „The Archivist“ erzählt das Team Geschichten neu. Eine Reportage berichtet zum Beispiel von Aso-Ebi – farblich abgestimmter Festkleidung, die bei Familienfeiern getragen wird. In den 1940er-Jahren noch als „böse Mode« verspottet, ist sie heute fester Bestand­teil des nigerianischen Stils. Für Lawal bleibt eins sicher: „Nur mit einem geschärften Blick auf die Geschichte erschließen wir uns den Puls des nigerianischen Alltags.“

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