Musik | Indien

Klartext Rappen

Wild Wild Women treten mit Songs in mehreren indischen Sprachen auf. Preeti Sutar erzählt, wie ihre Hip-Hop-Crew aus Mumbai die Musikszene aufmischt

Die fünf Mitglieder von Wild Wild Women, Indiens erstem Frauen-Rap-Kollektiv

Als wir anfingen, waren wir eine große Ausnahme. Wir haben uns vor fünf Jahren bei einer Cypher – einer improvisierten Rap-Session – in einem Park in Mumbai kennengelernt. Da gab es viele Männer am Mikro, kaum Frauen. Das brachte uns auf die Idee, eigene Cyphers nur für Frauen zu organisieren.

Fünf von zehn von uns blieben dabei – und daraus entstanden die Wild Wild Women. Heute gehören Rapperinnen wie MC Mahila, JQueen und Pratika zu unserer Crew, ein paar Breakdancerinnen, eine Graffitikünstlerin und eine Skateboarderin.

Wir treten oft in traditionellen Saris auf – ein bewusster Brückenschlag zwischen indischer Kultur und zeitgenössischem Hip-Hop. Wenn wir auf die Bühne kommen, erwarten viele Tanz, nicht Rap. Hip-Hop ist in Indien noch ein junges, männlich dominiertes Genre. Ältere Leute kennen Rap kaum, aber wenn sie uns hören, spüren sie unsere Kraft.

„In unseren Texten ist nichts tabu: Wir sprechen Klartext – über mentale Gesundheit, Frauenrechte, gesellschaftliche Zwänge“

Unsere Lyrics sind mehrsprachig – auf Hindi, Marathi, Tamil, Kannada und Englisch. So erreichen wir Leute, die sich sonst oft ausgeschlossen fühlen. Marathi ist meine Muttersprache. Wenn ich in dieser Sprache rappe, spüre ich, wie sich das Publikum öffnet. 

In unseren Texten ist nichts tabu: Wir sprechen Klartext – über mentale Gesundheit, Frauenrechte, gesellschaftliche Zwänge.

In einem Track rappe ich: »Ich wurde tausendmal zerstört, doch zehntausendmal stand ich wieder auf.« Der Track erzählt von einer Göttin, die immer wieder aufersteht – ein Symbol weiblicher Stärke in einer Gesellschaft, die Frauen in konservative Rollen presst.

Seit unsere Debütsingle »I Do It For Hip Hop« 2021 erschien, hat sich einiges getan. Wir treten weiterhin bei Community-Events in der Nachbarschaft auf, aber auch in Szeneclubs und auf internationalen Festivals. 

Neulich, nach einem Konzert in Mumbai, kam eine ältere Frau in traditioneller Kleidung auf mich zu. Sie weinte und sagte: »Wenn ich euch sehe, weiß ich: Die nächste Generation wird für die Frauen und die Zukunft kämpfen.«

Protokolliert von Jess Smee

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