Kurzbesuch | Malaysia

Ein Haus in Malaysia

Der Fotografg Yakob-Aziz König besucht das Haus seines Vaters Imanuddin bin Ghazali in Malaysia.

Die Fassade besteht aus robustem Belianholz, unverputzten Ziegeln, Holz und Beton – vieles an dem Haus meiner Eltern in Malaysia mag improvisiert und widersprüchlich wirken. Aber dahinter verbirgt sich die Geschichte meiner Familie.

Mein Großvater, ein Zollbeamter mit einem unglaublichen handwerklichen Talent, baute das Haus Anfang der 1970er Jahre. Es verbindet Elemente moderner Architektur mit denen traditioneller malaysischer Kampong-Häuser. Im Jahr 2003 begann ich mit der Renovierung des Hauses.

„Es geht darum, die Räume entsprechend ihrer öffentlichen Zugänglichkeit anzuordnen und architektonisch die Wahrung der Privatsphäre der Familie zu berücksichtigen, insbesondere für Frauen“

I am an architect, studied in London and have worked intensively with both modern and traditional Japanese architecture and Malaysian houses. This led to my own system for Islamic-Malaysian living – I call it ‘Zamrud’.

It is about arranging rooms according to their degree of public access and architecturally considering the preservation of family privacy, especially for women. In our house, this separation had been lost. 

So, for example, I separated the guest area from the family area, which is called ‘Selang’ in Malaysia. I used window frames and beams from buildings that used to stand on the property. Some of them are probably over a hundred years old. I also created a small fish pond. A touch of feng shui.

I didn't have a particularly close relationship with this house in the past. When I was little, we moved around a lot – I was a rebellious teenager. It was only after my father's death that I was able to really connect with the house. 

Now I take care of it every day – partly because you can't leave a building empty here without nature reclaiming it. The most important thing here? The memories. The boxes in the attic contain school books and old photos. And the kitchen. When my siblings are here, we sit there in a small circle. It's not a perfect house – but it's our house.

Es geht darum, Räume nach dem Grad ihrer Öffentlichkeit anzuordnen und die Wahrung der familiären Privatsphäre, besonders für Frauen, architektonisch mitzudenken. In unserem Haus war diese Trennung verloren gegangen. So habe ich dann zum Beispiel den Gästebereich vom Familienbereich, der in Malaysia „Selang“ genannt wird, getrennt. Ich habe Fensterrahmen und Balken aus Gebäuden, die früher auf dem Grundstück standen, verwendet. Einige davon sind vermutlich über hundert Jahre alt. Auch einen kleinen Fischteich habe ich angelegt. Ein bisschen Feng Shui.

Früher hatte ich keinen besonders engen Bezug zu diesem Haus. Als ich klein war, zogen wir viel um – ich war ein rebellischer Teenager. Erst nach dem Tod meines Vaters konnte ich mich dem Haus wirklich annähern. Jetzt kümmere ich mich täglich darum – auch weil man hier kein Gebäude leer stehen lassen kann, ohne dass es sich die Natur zurückholt. Das Wichtigste hier? Die Erinnerungen. In den Kisten auf dem Dachboden liegen Schulbücher, alte Fotos. Und die Küche. Wenn meine Geschwister da sind, sitzen wir im kleinen Kreis dort. Es ist kein perfektes Haus – aber es ist unser Haus.

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