Migration | Mexiko

Tijuana: Fern von Gott, nah an den USA

Wegen der Nähe zur US-amerikanischen Grenze ist Tijuana im Bundesstaat Baja California zum Knoten­punkt der globalen Migration geworden. Besuch in einer Stadt voller Schicksale
An einem Meeresstrand läuft ein hoher Metallzaun quer über den Strand in das Wasser hinein. Links sieht man einzelne Menschen und Menschengruppen nahe am Zaun. Rechts reiten zwei Polizisten zu Pferde, direkt neben dem Zaun ist ein weißer PKW zu sehen

Der Grenzzaun in Tijuana trennt Mexiko von den USA

Von Tijuanas Straßen aus ist das Meer nicht zu sehen. Wer einen Blick auf die bis ins Wasser hineingebaute Grenzmauer werfen will, muss mit dem Auto zum Strand fahren. Auch wer nach Playas de Rosarito, ein Badeort südlich von Tijuana, möchte, der berühmt ist für seine Meeresfrüchte und wo weiterhin Wohnungen für US-amerikanische Rentner und Touristen gebaut werden, braucht ein Auto.

Im Stadtzentrum von Tijuana ist es ziemlich trocken, staubig und schmutzig. Wir sind mitten in der Wüste. Trotzdem ist der Grenzübergang zwischen Tijuana und San Diego wegen des Handels und der vielen Pendler einer der meistfrequentierten der Welt. Ich bahne mir einen Weg durch die Menge, um ein honduranisches Restaurant im Rotlichtviertel Zona Norte aufzusuchen.

Die mit Luftballons geschmückten Bars, die Kneipen mit Vorhängen vor dem Eingang, die Billardsalons, die schmalen einstöckigen Hotels und die grell geschminkten Frauen erinnern an die Zeit der Prohibition in den USA zwischen 1920 und 1933, als sich die Stadt erstmals zu einem Vergnügungszentrum entwickelte.

Im nahezu leeren Restaurant gibt es keine Honduraner. Die Pupusas, Tortillas mit eingebackener Füllung, werden mir von zwei jungen Frauen aus Guadalajara serviert. Beide sind unter 18 und schon Mütter. In unserem Land gab es schon immer eine starke Binnenmigration Richtung Norden, wegen der Nähe zum amerikanischen Traum und wegen der Nachfrage nach Arbeitskräften im Vergnügungs- und Dienstleistungssektor. 

Außerdem verfügt Tijuana über einen großen medizinischen Markt mit Krankenhäusern und Kliniken. Hier bekommt man günstige Schönheitsoperationen und -produkte, die von der FDA, der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel, noch nicht genehmigt oder sogar verboten wurden. 

In der Nähe des Restaurants stoße ich auf einen Markt auf Rädern, der zum Bordo hinunter verläuft, dem zubetonierten Fluss, der die Stadtgrenze markiert. Die Hälfte der Händlerinnen und Händler sind Mexikaner, die anderen kommen aus Zentralamerika und Haiti. Während ich über den Stoff eines Hemdes streiche, hält ein Mercedes neben dem Stand. Der Fahrer trägt eine dunkle Brille und einen dichten Schnurrbart, er gibt dem Verkäufer eine Pistole. Der steckt sie sich schnell in die Hose, bedeckt sie mit seinem Hemd und wendet sich wieder mir zu, als wäre nichts geschehen.

„Ihr Körper ist in Mexiko, doch ihr Blick ist starr auf das gerichtet, was sich jenseits der Mauer befindet“

Von Zeit zu Zeit schlendern Soldaten mit Maschinengewehren vorbei. Am Ende des Marktes, wo die Secondhandware nach Müll aussieht, sind die etwa fünf Meter hohe Grenzmauer aus Metall und El Bordo zu sehen, das Kanalsystem. Dort leben Wohnungslose und Drogenabhängige teils unter Brücken.

Viele sprechen gebrochenes Englisch und schlechtes Spanisch: Es sind die Menschen, die aus den USA abgeschoben wurden und die ihr Leben oft nicht mehr in den Griff bekommen. Ihr Körper ist in Mexiko, doch ihr Blick ist starr auf das gerichtet, was sich jenseits der Mauer befindet. Dort sind ihre Eltern oder Kinder, ihre Ehemänner oder Ehefrauen. Auch ihre Jobs. Ihre Wohnungen. 

Hier und entlang der Mauer, nahe dem Grenzübergang, dreht Luis (Name geändert) täglich seine Runden. Er arbeitet für eine Hilfsorganisation, die sich um Abgeschobene kümmert. Die Neuankömmlinge streifen verloren umher, als könnten sie noch nicht begreifen, was gerade mit ihnen passiert ist. 

Luis versucht, sie ausfindig zu machen und ihnen Orientierung zu geben, bevor sie den Drogen verfallen oder in die Hände des organisierten Verbrechens geraten. Denn einige Banden rekrutieren diejenigen, die eine kriminelle Vergangenheit haben, und entführen andere, um Dollars von ihren Familien in den USA zu erpressen.

Einem Großteil der rund 500 Mexikaner, die täglich aus den USA abgeschoben werden, ist ihr Herkunftsland fremd. Sie sind mit ihren Eltern ausgewandert, als sie noch sehr klein waren. Manche versuchen, an den Ort, aus dem ihre Familie stammt, zurückzukehren, meist viel weiter im Süden.

Aber in den ländlichen Gegenden, wo das Leben ganz anders ist, halten sie es oft nicht lange aus. Außerdem werden sie stigmatisiert: „Wenn sie dich abgeschoben haben, dann wird das schon seinen Grund haben“, bekommen sie dann oft zu hören. Die Vorbehalte gegenüber den Abgeschobenen sind sehr stark.

„Jetzt wirst du im Gefängnis erwachsen“

Luis hat sein Hemd immer bis oben zugeknöpft, sogar bei größter Hitze. Bald wird er in die Hauptstadt fahren, um sich die Tätowierungen auf Brust und Rücken, die ihn als Mitglied der ultrabrutalen Barrio-18-Gang kennzeichnen, entfernen zu lassen. Er träumt davon, sich am Strand das Hemd auszuziehen, wenn er mit Frau und Kindern dort ist. Mit 13 wurde er in Seattle festgenommen. „Jetzt wirst du im Gefängnis erwachsen“, sagte der Richter zu ihm.

Am Ende seiner Haft war er 25 und wurde abgeschoben. Als er in Tjuana eintraf, lebte er zusammen mit zwei anderen jungen Männern, die auch aus dem Gefängnis kamen und ihr Herkunftsland ebenfalls nicht kannten, mehrere Wochen lang auf der Straße. Eines Morgens stieg einer der beiden zu einem Typen ins Auto, der ihm Arbeit für den Tag anbot. Bis heute ist er verschwunden.

Luis und seinem verbleibenden Kumpel half schließlich ein Mechaniker aus der Umgebung. Er lieh ihnen sein Telefon und seinen Namen, damit sie Geld von ihren Angehörigen in den USA erhalten konnten. So konnten die beiden in die Herkunftsorte ihrer Eltern fahren und sich neu orientieren. In Tijuana fühlt Luis sich allerdings wohler als im Süden oder im Zentrum des Landes.

Die Kultur ist der US-amerikanischen ähnlicher, und es gibt mehr Leute wie ihn. Sein ältester Sohn ist fast 13. Es fällt ihm schwer zu glauben, dass sein Schicksal in diesem Alter bereits eine unumkehrbare Wendung genommen hatte.

Ich kehre El Bordo den Rücken und folge der Avenida Revolución, der touristischen Hauptverkehrsader. Die Geh­wege sind breiter und schöner als in anderen Straßen. Die Cafés und Souvenirshops sorgen für ein familiäres Flair, aber auch hier gibt es Kneipen – und auch eine Schwulenbar. Ich nehme ein Taxi zur Embajadores de Jesús, der größten Notunterkunft für Migranten in Tijuana.

Nicht jeder darf Tijuana betreten

Wir erreichen ein ärmliches Viertel am Stadtrand. Die Häuser wurden aus recycelten Planen und alten Reifen gebaut oder damit erweitert. Als das Taxi auf der ungepflasterten, kaputten Straße nicht mehr weiterkommt, sind wir da. Die Siedlung wurde von Vertriebenen aus den Bundesstaaten Guerrero und Michoacán um das Jahr 2008, zu Beginn des Kriegs gegen den Drogenhandel, gegründet.

Hier hat Pfarrer Gustavo Banda seine Kirche gebaut. Er hat in San Diego studiert und wird von den dortigen Glaubensgemeinschaften finanziell unterstützt. 2016, so berichtet er, sei er in einem Traum vorgewarnt worden: Menschen, die den Äthiopiern in der Bibel ähnlich sahen, baten ihn um Hilfe.

Wenige Tage später waren die Straßen im Zentrum von Tijuana voller schwarzer Menschen, die eine unverständliche Sprache sprachen und auf den Gehsteigen schliefen. Bis dahin waren die einzigen Schwarzen dort US-amerikanische Touristen gewesen. Mit den etwa fünftausend Haitianern, die 2016 in den USA um Asyl bitten wollten, brach in Tijuana die Ära der globalen Massenmigration an. Der Pfarrer öffnete seine Kirche, und bald schon hing am Eingang ein Schild mit der Aufschrift „Klein-Haiti“.

Als internationale Medien über die Ankunft der Haitianer berichteten, trug das dazu bei, Tijuana in aller Welt bekanntzumachen als wichtige Station für Migranten auf dem Weg in die USA. Hierhin – und nicht in andere Grenzstädte – zogen ganze „Karawanen“ aus Mittelamerika, die sich 2018 und 2019 in Richtung Grenze bewegten. 2022 staunten die Stadtbewohner in Tijuana, als Tausende Geflüchtete aus der Ukraine eintrafen.

Doch zum Zeitpunkt meines Besuchs gibt es hier fast keine Migranten mehr. Nachdem die US-Behörden an der Südgrenze des Landes im Dezember 2023 fast 10.000 irreguläre Grenzübertritte pro Tag registrierten, ergriff die US-Regierung in Zusammen­arbeit mit der mexikanischen Regierung zahlreiche Maßnahmen, um den Menschenstrom stärker zu begrenzen. Nun wird es immer schwieriger, in den Norden Mexikos zu reisen, wie ich am Flughafen von Tijuana selbst feststellen konnte.

„Viele sagen, heute sei es dreimal schwieriger Mexiko zu durchqueren als die Darién-Region zwischen Kolumbien und Panama“

Die Kontrollen nach der Landung trafen uns unerwartet, schließlich handelte es sich um einen Inlandsflug. Meine Sitznachbarn waren aus China und aus Bolivien, sie wurden noch auf dem Flughafen in bereits überfüllten Zellen in Polizeigewahrsam genommen. Ich erfahre, dass es keine Rolle spielt, ob ausländische Reisende ein Touristenvisum haben, Geflüchtete sind oder Asyl in Mexiko beantragt haben und dadurch Reisefreiheit im Land genießen.

Es ist auch unerheblich, ob sie ihre Daten bereits in „CPB One“, die App zur Beantragung von Asyl in den USA, eingegeben haben, mit der die irregulären und unkontrollierten Grenzübertritte eingedämmt werden sollen. Wer keinen gültigen Termin bei den US-amerikanischen Behörden nachweisen kann, darf nicht nach Tijuana.

Die Abgefangenen werden in einen Bus gesteckt und an Mexikos südliche Grenze geschickt, 39 Autobahnstunden entfernt. Nur Mexikaner, US-Amerikaner, Kanadier und Europäer dürfen Tijuana frei betreten. Zu den offiziellen behördlichen Maßnahmen wie der, Menschen an Flughäfen und auf Autobahnen festzuhalten, kommen noch Korruption und das organisierte Verbrechen, das in vieler Hinsicht eine Bedrohung für die Migrantinnen und Migranten darstellt. Viele sagen, heute sei es dreimal schwieriger Mexiko zu durchqueren als die Darién-Region zwischen Kolumbien und Panama.

Statt ausländischer Migrantinnen und Migranten sind nun mehr mexikanische zu sehen. In Tijuanas etwa dreißig Notunterkünften, die für diese Menschen zur Verfügung stehen, befinden sich fast ausschließlich Leute, die Schutz vor der Gewalt der Drogenkartelle suchen. Die Bundesregierung verschließt ihre Augen vor dieser Situation, da sie ansonsten eingestehen müsste, dass ihre Politik zur Befriedung und Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung gescheitert ist.

Aus diesem Grund wartet das „Allgemeine Gesetz zur Binnenvertreibung“, das aus Maßnahmen zur Prävention, zum Schutz und zu dauerhaften Lösungen für Binnenvertriebene besteht, schon seit 2020 auf die Billigung durch den Senat.

Damit sie etwas Geld verdienen können, während sie auf ihren „CPB One“-Termin warten, hat der Pfarrer etwa achtzig Prozent der von ihm aufgenommenen mexikanischen Geflüchteten in Tijuanas Montagebetrieben, den sogenannten Maquilas, untergebracht. Dort produzieren lokale Arbeitskräfte für einen Hungerlohn Waren für den Export in die USA.

In den Sechziger- und Siebzigerjahren versprach man sich von dem Maquila-System, dass es die Wirtschaft im Grenzgebiet ankurbeln und ihm eine glänzende Zukunft bescheren würde. Dabei wurden nicht nur Migrantinnen und Migranten beschäftigt, die bis 1964 mit befristeten Verträgen in den USA vor allem in der Landwirtschaft geschuftet hatten, sondern auch Arbeitslose aus dem ganzen Land.

Doch die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen führten zu prekären Lebensverhältnissen, zu Armut und Gewalt. Der gut gekleidete und charismatische Pfarrer zeigt mir zwei neue Gebäude mit einem Basketballplatz davor, das Gelände allerdings umzäunt mit Stacheldraht. Es ist die Schule, in der die Kinder, solange sie hier wohnen, Religionsunterricht bekommen.

Als wir ins Freie treten, scharen sich die Kinder um ihn. Sie nennen ihn „Großvater“. Die Kirche hat ein riesiges Atrium. Im Gotteshaus reihen sich Dutzende Schlafkojen eng aneinander, notdürftig mit Decken und Kissen ausgestattet.

In einer Ecke halten etwa zehn Bewohner eine Mea-culpa-Zeremonie ab. Es gibt auch Baracken. Geduscht wird mit Wassereimern. Die Bedingungen sind alles andere als luxuriös, sie entsprechen wohl nicht den Standards, die manche internationale NGOs anlegen. Aber es ist zumindest etwas – und ein Beispiel dafür, was für unglaubliche Leistungen Einzelne zustande bringen können, wo der Staat versagt. 

Leben als Abgeschobene

Eins der Bilder in der Ausstellung im Rathaus von Tijuana, in das Javier Solórzano alias „deported artist“ heute eingeladen ist, bietet er nicht zum Verkauf an. Es zeigt ein Kind, das sich mitten in der Wüste hinter einem Feigenkaktus versteckt. In der Ferne sind ein Pick-up der Border Patrol und ein Hubschrauber auf der Suche nach Migranten zu sehen. Die Szene zeigt seinen ersten irregulären Grenzübertritt.

Die Geschichte geht so: In den Achtzigerjahren fährt er von Oakland zu einem Familienfest in Baja California. Doch als es Zeit für die Rückfahrt ist, sieht der elfjährige Javier, dass seine Mutter, sein Vater und seine jüngeren Geschwister in den Van steigen und ohne ihn losfahren wollen. Er rennt zum Auto und fragt, was los ist.

In diesem Augenblick erfährt er, dass er keine Papiere hat. „Warum hast du mich hergebracht, obwohl du wusstest, dass ich nicht mit euch zurückfahren kann?“, fragt er seine Mutter. „Das ist der Preis dafür, die Familie zu kennen“, antwortet sie.

In der Nacht versucht Javier, mit der Hilfe eines Schleusers über die Grenze zu kommen. Er ist das einzige Kind in der Gruppe, und als alle zu rennen anfangen, kann er nicht Schritt halten. Er versteckt sich, doch die Border Patrol findet ihn und bringt ihn zurück nach Mexiko. In der folgenden Nacht versucht er es erneut, und diesmal schafft er es.

Mit elf hat Javier bereits seine erste Abschiebung und seinen ersten irregulären Grenzübertritt hinter sich. Zu Hause in den USA ist von nun an nichts mehr so, wie es war, denn in seinem Alltag hat sich die Angst eingenistet.

„Warum hast du mich hergebracht, obwohl du wusstest, dass ich nicht mit euch zurückfahren kann?“

Dieselbe Angst, die Esther geprägt hat. Sie ist 65 Jahre alt, zierlich, und erst im Laufe des Gesprächs wird klar, dass sie eine Abgeschobene ist. Als sie nach Los Angeles kam, war sie schon erwachsen. Ihr Wohnviertel, in dem auch Menschen aus ihrem Dorf lebten, verließ sie kaum vor lauter Angst. Eines Tages wollte sie ihre Tochter von der Schule abholen und geriet an einer Ampel in eine Polizeikontrolle.

Jemand anderes musste ihre Tochter für sie abholen, sie selbst landete in Tijuana. Esther sagt, dass es ihr in Mexiko besser gehe, da sie keine Angst mehr vor der Abschiebung haben müsse. Sie schätzt ihre Bewegungsfreiheit und dass sie sogar ein Geschäft oder einen Verein gründen kann, wie sie es gerade tut. Er heißt „Comida calientita“ („Warmes Essen“) und kümmert sich um die Verpflegung der Menschen in den Notunterkünften: ausländische Migrantinnen und Migranten, mexikanische Binnenflüchtlinge, Abgeschobene wie sie. 

Wenn sie traurig ist, erinnert sie sich an ihre Tochter, die sie seit Langem nicht mehr gesehen hat. Ihr Enkel ist bereits auf der Welt, doch beide sind auf der anderen Seite. Ihre Stimme wird brüchig. „Dort ist das Leben schwieriger. Man sagt, dass ein Migrant drei Jobs braucht: einen tagsüber, einen nachts und einen am Wochenende. Trotzdem wollen die Menschen dorthin, denn der Grenzübertritt bedeutet, bei der Familie zu sein. Und Sicherheit.“

„Man sagt, dass ein Migrant drei Jobs braucht: einen tagsüber, einen nachts und einen am Wochenende. Trotzdem wollen die Menschen dorthin“

Wir fahren mit ihrem Auto voller Töpfe und Wasserkanister zu einer von Nonnen geführten Notunterkunft, die nur Familien aufnimmt. Ich bin erstaunt, wie viele Väter und Mütter allein mit ihren Kindern reisen. „Die Leute denken, dass es egal ist, was die Migranten essen“, erzählt mir Esther, als sie mit dem Servieren fertig ist.

„Sie tun mir so leid. Sie kommen hier völlig kaputt an. Vor Kurzem ist ein Mann durchgedreht. Er kam mit seinem achtjährigen Sohn aus dem Bundesstaat Guerrero und schrie, er solle den Leuten sagen, was mit seiner Mutter passiert sei. Er hat geheult: Sag ihnen, wie sie sie vergewaltigt haben und wie sie sie umgebracht haben. Und der Junge hat geweint und geweint. Wir sollten ihnen wenigstens wie Menschen zu essen geben, nicht wie Hunden.“

Aus dem Spanischen von Laura Haber