Alltag | Indonesien

Spinat oder Fußball?

Für die Kleinbauern wird es eng in Indonesiens Hauptstadt. Das rasante Wachstum der Infrastruktur lässt sie um ihre Felder fürchten
Im Vordergrund ist ein grünes Feld, eine Frau mit Strohhut steht bis zur Hüfte in den Pflanzen. Eine Reihe von Palmen begrenzt das Feld, dahinter ragt vor einem grauen Himmel die Baustelle eines Stadions mit zwei Kränen in die Höhe

Die Kleinbäuerin Yuna pflückt Wasserspinat, um ihn auf dem Markt in Tanjung Priok, im Norden der indonesischen Hauptstadt Jakarta, zu verkaufen. Das Land, das sie bewirtschaftet, hat sie von einem Privatunternehmen gepachtet.

Es liegt direkt neben dem Jakarta International Stadium (auf dem Foto noch im Bau) und Kampung Bayam, einem Areal, das der örtlichen Regierung gehört und lange von Einheimischen bewirtschaftet wurde. Der Name Kampung Bayam bedeutet so viel wie „Spinatdorf“ – inspiriert von dem Blattgemüse, das hier angebaut wurde. Angesichts der Luftverschmutzung sind die Menschen gewohnt, das Gemüse gut zu waschen.

Als jedoch 2019 mit dem Bau des Stadions begonnen wurde, mussten die Anwohner aus Kampung Bayam wegziehen. Das moderne, weiße Jakarta International Stadion, das 82.000 Besuchern bei Fußballspielen und kulturellen Veranstaltungen Platz bietet, wurde 2022 eröffnet. Die vertriebenen Familien warten jedoch bis heute auf die neuen Wohnungen, die ihnen versprochen wurden – trotz ihrer Proteste.

„Die Bauern sehen mit wachsender Unsicherheit in die Zukunft“

Obwohl sie nicht direkt von der Räumung betroffen war wie andere Bauern, macht sich Yuna Sorgen, dass der Eigentümer ihres Feldes auch sie eines Tages von dem Grundstück vertreiben könnte. Was für sie hieße, wegzuziehen, denn die Bauern in Jakarta leben immer in der Nähe des Landes, auf dem sie arbeiten. Die Grünflächen der Stadt sind sehr begrenzt, und die Bauern sind auf das gepachtete Land angewiesen und sehen mit wachsender Unsicherheit in die Zukunft.

Der Klimawandel, die Abholzung der Wälder und die Umweltverschmutzung beeinträchtigen das Leben der Bauern in Indonesien erheblich. Auch hat angesichts des schnellen Wirtschaftswachstums und der Verstädterung die Entwicklung der Infrastruktur oft Vorrang vor dem Erhalt von Reisfeldern. Diese Bedrohungen machen die traditionelle Landwirtschaft, von der Menschen wie Yuna leben, zunehmend prekär – in Jakarta und anderswo.