Popkultur | Mexiko

Der neue Sound von Mexiko

Paulina Sotomayor sang in einer Mariachi-Band, heute mischt sie Elektro mit Cumbia, Conga und Afrobeats. Das Thema ihrer Playlist: Weibliches Empowerment
Eine junge Frau trägt ein enganliegendes buntes T-Shirt. Sie schaut zur Seite und hält ihre Zöpfe rechts und links. Sie steht vor einer nicht näher definierten grauen Wand

Paulina Sotomayor tritt als Solo-Musikerin unter dem Namen „Pahua“ auf

Auf Spotify hören​​​​​​​

YosoyMatt und Eva de Marce im Polycorp Remix

„La Niña del Volcán“

Die Explosion eines Vulkans! Die­ser Song mit dem ätherischen Gesang von Eva de Marce war ein Phänomen in ganz Lateinamerika. In Mexiko hat er ein zweites Leben als feministische Hymne entwi­ckelt. Er steht für die Hoffnung auf eine neue, weibliche Politik in Mexiko.

Budaya und Baldomero Azuela

„Gotas De Vinagre“

Dieser Song, in dem es um Sehn­ sucht und ein gebrochenes Herz geht, ist eine Kollaboration zwi­ schen der Elektro­gruppe Budaya aus dem Norden Mexikos und Baldomero Azuela, einem Jarocho­-Sänger aus dem Süden. Son Jaro­cho ist ein Stil, bei dem ein Sänger mit Falsettstimme zum Sound einer Band mit vielen Saiteninst­rumenten improvisiert. In diesem Stil haben sich indigene mexikanische Klänge mit dem spanischen Fandango und westafrikanischer Musik zu einem eigenen Folkloregenre entwickelt. Jarocho ist sehr emotional und ein toller Kontrast zu Synthesizern.

Petite Amie

„Elektro“

Ich liebe die französische Band L’imperatrice, und die mexikanische Underground-Gruppe Petite Amie vermischt deren psychedelischen Indie-Sound mit Klängen aus ihrer Heimat. Die zwei Sängerinnen singen auf Spanisch und Französisch, ihre Harmonien sind verführerisch und vielschichtig.

Tonga Conga und Mabiland

„Diablo“

Unter dem Namen Tonga Conga hat mein Bruder Raul Sotomayor, der ebenfalls DJ und Producer ist, mit Künstlerinnen und Künstlern aus Nigeria, Kolumbien und der Dominikanischen Republik zusammengearbeitet. Diesen Song singt die kolumbianische, queere und Schwarze Künstlerin Mabiland, der Sound bringt einen so richtig in Trance. Sehr tribal und percussionlastig. Afrobeats werden in Mexiko und ganz Lateinamerika immer wichtiger, was auch damit zu tun hat, dass Reggaeton-Stars wie J Balvin in jüngster Zeit so viel mit Afropop-Künstlern und -Musikerinnen zusammengearbeitet haben.

Alaíde und ALONG

„Camino“

Auch in Mexiko haben wir eine große Schwarze Community, was leider viele Menschen nicht wissen. Das afrikanische Erbe ist in unserer Kultur und Musik sehr präsent, egal ob es aus der alteingesessenen Schwarzen Community Mexikos stammt oder erst vor Kurzem aus der Karibik oder Brasilien ins Land gekommen ist. In diesem Song vermischt die mexikanische Singer-Songwriterin Alaíde mexikanischen Cumbia mit Afropop. In ihren Lyrics geht es um die Entdeckung des Selbst und einen inklusiven Feminismus. Sie singt: Ich bin immer die Pilotin, nicht der Sessel unter ihr.

Renee Mooi

„Pantera“

Renee Moois Musik ist rhythmisch, atemlos und sexy, hat eine dunkle, wilde Textur. In ihren Musikvideos und ihren Tracks geht es um die Kraft der Weiblichkeit und die Macht unserer Körper, und wie wir sie im Tanz einsetzen können, um uns auszudrücken und uns selbst zu feiern. „Pantera“ bedeutet „Pantherin“. In diesem Song spielt Renee mit arabischen Rhythmen. Ich finde ihre Sinnlichkeit und ihre Visuals sehr inspirierend.

Joaquina Mertz

„Santeria“

Joaquina Mertz ist ein großes Vorbild für viele Frauen, sie verarbeitet in ihren Songs ihren Alltag als Plus-Size-Person. Sie kam ursprünglich aus der klassischen Musik, dem Jazz und Scat. Jetzt macht sie eher poppige Musik, aber sie hat ihre Wurzeln nicht vergessen. In diesem Lied singt sie: „Mit deinen Händen ist mein Kummer geschrieben worden, zeichne mich, Tinte auf Papier. Erlöse mich von all deiner Verurteilung.“

Amantes de Futuro

„Cumbia rosa“

Cumbia, einen Paartanz, der ebenfalls afrikanische, indigene und europäische Ursprünge vermischt, gibt es in ganz Lateinamerika. Der peruanische Cumbia ist sehr gitarrenlastig, der aus Argentinien ist von den Synths der Achtzigerjahre geprägt, der kolumbianische durch indigene Einflüsse. In Mexiko haben wir eine eigene Cumbia-Richtung. Dieser Song, „Cumbia Rosa“, ist aber eher im argentinischen Stil gehalten. Der mexikanische Film „Ya no estoy aqui“ („I’m no longer here“, 2019), in dem es um Cumbia-Tänzer in Monterrey geht, hat in Mexiko zu einem Revival der Cumbia-Musik geführt.

Natalia Lafourcade

„Hasta la raíz“

Natalia Lafourcade ist eine sehr wichtige Sängerin in Mexiko und so etwas wie eine Archivarin unserer alten Musik, der Vintage-Musik. Bei ihr gibt es viele Cumbia-Elemente, ihr Sound erinnert mich aber auch an Lieder aus Italien und Frankreich der Fünfziger- und Sechzigerjahre, wo wunderschöne Divas ihre Balladen gesungen haben.

babas tutsipop

„Todo lo que pasa“

Diese Band steht für den kreativen Indie-Rock in Mexiko! Sie stammt aus Guadalajara in Jalisco, vier Freunde, die die ganze Zeit touren und dadurch im ganzen Land immer bekannter werden. Ihre Songs sind wie der Soundtrack für einen Film, man kann sich beim Hören so viele Dinge und Gefühle lebhaft vorstellen. Sie machen einfach gute Laune.

Protokolliert von Morgane Llanque