¡Viva Chile!
Salvador Allende (Mitte) bei einer Feier zum 1. Mai
Foto: Santiago Nattino; Armindo Cardoso; Ted Polumbaum via Lars Müller Publishers
Das Centro Cultural Palacio La Moneda befindet sich auf dem Gelände des chilenischen Präsidentenpalastes, in dem der demokratisch gewählte sozialistische Präsident Salvador Allende seinen Sitz hatte. Hier nahm er sich während des von Augusto Pinochet angeführten Putsches 1973 das Leben, nicht ohne zuvor noch einmal über das Radio zu den Bürgerinnen und Bürgern zu sprechen. Fünf Jahrzehnte später sind die Verbrechen, die das Regime von Pinochet anrichtete, weltweit berüchtigt. Das umfassende Programm zur gesellschaftlichen Umgestaltung, das Allendes linksgerichtete Koalition Unidad Popular über ihre drei Jahre Regierungszeit verfolgte, ist dagegen weit weniger bekannt. Eine Ausstellung im Centro Cultural La Moneda rekonstruierte jüngst diverse politische und soziale Projekte der Allende-Regierung, und zwar im Hinblick auf ihr Design. Ein Bildband bringt die Objekte der Ausstellung mit Essays zum historischen Kontext zusammen: „How to Design a Revolution. The Chilean Road to Design“ (Lars Müller Publishers).
„Der Regierung Allende gelang es, weite Teile der Arbeiterschaft und Landbevölkerung zu überzeugen und zu mobilisieren. Dabei spielte Kunst im öffentlichen Raum eine wichtige Rolle“
Der Regierung Allende gelang es, weite Teile der Arbeiterschaft und Landbevölkerung zu überzeugen und zu mobilisieren. Dabei spielte Kunst im öffentlichen Raum eine wichtige Rolle, und der Band versammelt eine eindrucksvolle Reihe von Postern und Wandbildern. Viele sind in kräftigen Farben und eingängigen Formen gestaltet und lassen klar erkennen, an wen sie sich richten: an die Leute auf der Straße. Die Einfachheit der Motive sollte explizit dazu beitragen, dass diese von Wandmalern kopiert und im Stadtraum vervielfacht werden.
Und es gibt noch unendlich viel mehr zu entdecken: Albumcover, Zeitschriften, aber auch eigens entwickelte Produkte wie Kindermöbel. Den krönenden Abschluss macht das Projekt Cybersyn, das seiner Zeit weit voraus war: ein rechnergestütztes Kontrollzentrum, das mithilfe eines Fernschreibernetzwerkes und einer statistischen Software die chilenische Wirtschaft in Echtzeit steuern sollte. Allende und sein Finanzminister hofften, die Produktivität der chilenischen Industrie zu erhöhen und so den wirtschaftlichen Erfolg ihres sozialistischen Weges zu sichern. Wie alles andere fiel auch dieses Projekt dem Furor des Pinochet-Regimes zum Opfer.