Das bessere Amerika

Worüber spricht man in Belarus?

Was die Menschen in Minsk derzeit beschäftigt

Demonstranten werden auf der Straße von einem schwarz gekleideten Mann mit Sturmmaske und Schlagstock bedroht.

Polizei und Protestierende geraten in Belarus täglich aneinander

„Wie gehtʼs? Jemand verhaftet?“ So beginnen derzeit viele Gespräche in Belarus. Denn mittlerweile geht die Polizei gnadenlos gegen die Regierungskritiker und Demonstranten vor. Mit dem 9. August, dem Tag, an dem Aljaksandr Lukaschenka sich unrechtmäßig zum Wahlsieger erklärte, hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Minivans sind die neuen Symbole der Angst, denn die Spezialeinheiten nutzen oft unauffällige Transporter. Sie halten in der Nähe einer Demonstration an, dann springen schwarz Uniformierte heraus und greifen jeden, den sie kriegen können. Wenn ich einen Van sehe, mache ich mich bereit, zu rennen.

Auch der Inhalt unserer Rucksäcke sieht anders aus: Viele von uns packen eine Zahnbürste ein oder was man sonst noch im Gefängnis braucht. Am frühen Abend hört man in Minsk lautes Hupen von Autos und Bussen. Die sonst so disziplinierten Autofahrer grüßen jeden, den sie auf der Straße mit weißen Blumen oder der weiß-rot-weißen Flagge der Opposition sehen. Niemand plant mehr, alles ist im Fluss. Das einzig Sichere ist die nächste Kundgebung. Zwei Jahrzehnte lang war jeder Protest in Belarus etwas Außergewöhnliches. Heute fragt man sich gegenseitig: „Und, auf welcher Demo warst du?“

 

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KULTURAUSTAUSCH ist das Magazin für internationale Perspektiven. Es stellt internationale Kulturbeziehungen aus ungewohnten Blickwinkeln dar und nimmt Menschen und Regionen in den Blick, die in der deutschen Debatte nur wenig Gehör finden.

Renommierte Autorinnen und Autoren wie Serhij Zhadan, Fatou Diome, Liao Yiwu, Ibram X. Kendi oder Gioconda Belli kommen dabei ebenso zu Wort wie die Expertinnen und Experten des Alltags: von afghanischen Ärztinnen über Minenarbeiter in Kongo bis zu Rennfahrerinnen aus Katar.

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