Eisberge wie Raumschiffe

Das Leben der Inuit im hohen Norden Kanadas ist geprägt von Eis und Schnee. Eine visuelle Reise

Ein Schneemobil, von hinten fotografiert, fährt über Schnee und Eis. Auf dem Eis haben sich Wasserpfützen gebildet. Im Hintergrund sind Hügel mit Restschnee. Auf dem Schneemobil sitzt eine Person mit dicker Jacke und Mütze.

Tour mit dem Schneemobil nahe Cape Dorset, Juni 2019

Herr Ponomarev, Sie sind mit Ihrer Kamera in den kanadischen Norden gereist und haben dort das Leben der Inuit dokumentiert. Wie kam es dazu?

Das war ein Auftrag der New York Times. Die Redaktion wollte über die Versöhnung zwischen der kanadischen Regierung und den indigenen Gemeinden berichten. Zusammen mit der Reporterin Catherine Porter habe ich mir genauer angesehen, wie diese heute leben. Wir konzentrierten uns auf das Dorf Cape Dorset, das für die Gemälde der Ureinwohner bekannt ist. Am Ende sind wir einen ganzen Monat dort geblieben.  

War es schwierig, bei der Kälte im hohen Norden zu arbeiten?

Die größte Herausforderung war eigentlich, dass ich erst nach New York, dann nach Ottawa und dann nach Cape Dorset reisen musste. Insgesamt nahm ich vier Flieger. In New York ging dann auch noch mein Gepäck verloren. Ich kam also ohne warme Kleidung an und musste mir in den Souvenirläden der Flughäfen Ersatz kaufen. So kam ich mit einem Haufen »Kanada«-Shirts aus Ottawa in Cape Dorset an. Einige Leute sagten: »Mann, ist das Ihr Ernst?« Menschen aus den kanadischen Großstädten sind im Norden nicht immer wohlgelitten. 

Was hat Sie am meisten beeindruckt?  

Dass ich langsam Teil der Gemeinde wurde. Am Ende erlaubte man mir sogar, zu einer Schulabschlussfeier zu kommen. Außerdem durfte ich Jägern und Fischern bei der Arbeit zuschauen. Das war Anfang Juni, was im hohen Norden dem Frühlingsanfang entspricht. Der Schnee und das Eis schmolzen sehr schnell. Ich war vor allem fasziniert von den Eisbergen, die in den Buchten schwammen und bei Ebbe auf den kleinen Inseln strandeten und dort schmolzen. Sie sahen für mich aus wie Raumschiffe, die gerade gelandet waren.    

Das Interview führte Leonie Düngefeld