Bildstrecke | Malediven

Das Paradies der anderen

Für Touristen aus aller Welt sind die Malediven ein Sehnsuchtsort. Doch während jährlich mehr als eine Million Menschen in teuren Resorts einchecken, leben die Einwohner des Archipels in einer ganz anderen Welt

Sultan kam von Bangladesch auf die Malediven, um zu arbeiten. Zu sehen ist er hier inmitten seines Arbeitsplatzes, einer Müllhalde

Herr Spalek, wie kam Ihre Fotoreportage über die Malediven zustande?

Ich war 2013 für den STERN auf den Malediven, um den Wahlkampf zu dokumentieren. Zu der Zeit redete man immer noch vom Arabischen Frühling und mich interessierte, ob man seinen Einfluss auch auf den Malediven spürte, die ja ebenfalls ein islamisches Land sind. Einerseits gab es dort islamistische Strömungen. Andererseits aber auch Bestrebungen, den Tourismus auszubauen. Die große Frage war: Wo geht die Reise hin?

Was hat Sie an dem Land besonders fasziniert?

Das Land wird ja überall als Traumurlaubsziel angepriesen, gerade auch für wohlhabende Deutsche. Mich hat interessiert, was dahinter steckt. Also, auf wessen Kosten der Luxustourismus geht.

Welche Herausforderungen gab es für Ihre Arbeit?

Es ist unglaublich schwierig, ein so wunderschönes Land zu fotografieren, ohne dabei auf die Klischees hereinzufallen. Ich wollte hinter die Kulisse bli- cken und diese Klischees brechen. Ich glaube, manchmal ist mir das gelungen, aber manche Bilder sind auch auf sehr platte Weise schön oder erschreckend. Ich bin glücklich, wenn es mir gelingt, Klischee und Kritik in einem Bild zusammenzubringen.

Mit welchem Bild ist Ihnen das am besten gelungen?

Eines meiner Lieblingsbilder zeigt die Müllinsel Thilafushi im Sonnenuntergang. Für mich ist das der Inbegriff der maledivischen Widersprüchlichkeit: Diese wahnsinnige Schönheit, aber dann auch der Rauch, der von den brennenden Müllkippen aufsteigt. Wenn ich das Bild anschaue, weiß ich, dass auf Thilafushi Gastarbeiter unter übelsten Bedingungen den Müll von den Touristenresorts sortieren. Diese Dinge zusammenzudenken, ist kaum möglich. Darum ist es mir so wichtig, dem plakativen Bild der »Trauminseln« Malediven auch solche Bilder gegenüberzustellen.

Das Interview führte Gundula Haage