Wenn man in Portugal halb nackten jungen Menschen mit scheppernden Dosen an den Füßen begegnet, hat man es sicher mit Erstsemesterstudenten zu tun. „Praxe“ nennt man die Rituale, die Studienanfänger über sich ergehen lassen müssen. Je nach Fakultät unterscheiden sich die Riten, es geht aber meist darum, dass die älteren Studenten die Erstsemester mit teils peinlichen Aufgaben „bestrafen“, um sie in die jeweiligen Gruppen zu integrieren. Nicht alle Aktivitäten sind demütigend, man geht etwa auch zum Picknick in den Park und bekommt einen Paten, der bei allen Fragen des Studentenlebens helfen soll.
Dennoch basieren sehr viele Aufgaben auf Erniedrigung, vor allem wenn auf sexuelle Handlungen angespielt wird. Die beiden Höhepunkte des akademischen Jahres sind die „Festa das Latas“ (Fest der Dosen) im Oktober und die „Queima das Fitas“ (Verbrennung der Bänder) im Mai. Bei der Queima werden einerseits die Absolventen mit dem Verbrennen von Bändern in der Farbe ihrer Fakultät verabschiedet, andererseits dürfen die Erstsemester zum ersten Mal die traditionellen schwarzen Roben tragen, die sie bis zum Ende ihres Studiums begleiten werden und mit denen sie auch das Recht erhalten, Erstsemester zu „begrüßen“.