
Ein seltener Kiwi-Schnappschuss: Die Vögel sind nachtaktiv und äußerst scheu. Foto: ullstein bild – imagebroker.net
Touristen, die zum ersten Mal nach Neuseeland kommen, stellen enttäuscht fest, dass sie den Nationalvogel Kiwi gar nicht zu Gesicht bekommen. Denn bei den Kiwis handelt es sich um eine liebevolle Bezeichnung für die Neuseeländer selbst und nicht um die flugunfähigen, nachtaktiven Schnepfenstrauße.
Zum ersten Mal nannte man die Neuseeländer um 1900, während des zweiten Burenkriegs, „Kiwis“. Der Vogel mit dem dichten braunen Gefieder diente den auf britischer Seite kämpfenden Neuseeländern als Regimentssymbol. Damit wollten sie sich von den Australiern unterscheiden, die das Känguru zu ihrem Symboltier auserkoren hatten. Die Bezeichnung „Kiwi“ setzte sich während des Ersten Weltkriegs durch, als die neuseeländischen Truppen 1918 im englischen Salisbury festsaßen und monatelang auf Schiffe für die lange Heimreise warteten. Sie entschlossen sich, einen riesigen Kiwi in die Front eines Kreidebergs zu meißeln. Dieses Symbol markierte ihr Gebiet und erinnerte sie an ihre Heimat. Der beliebte Vogel diente auch neuseeländischen Obstbauern als Namenspatron: 1962 tauften sie die chinesische Stachelbeere auf den einprägsameren Namen „kiwifruit“. Heute gibt es in dem Inselstaat sogar eine „Kiwibank“ und die Regierung bietet ein Rentenprogramm namens „KiwiSaver“ an. Man muss allerdings schon sehr viel Glück haben, um spät nachts, tief im Urwald, das sehr scheue Original zu erblicken.