Sport und Spiele
Die nächste Fußball-Weltmeisterschaft findet in Katar statt. Wie Großveranstaltungen dem kleinem Emirat zu neuem Glanz verhelfen sollen
Brütende Hitze, Bestechungsvorwürfe, unmenschliche Arbeitsbedingungen auf Stadienbaustellen: Die Wahl Katars als Gastgeberland der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft wurde bereits aus verschiedenen Gründen kritisiert. Doch in Katar wird weiter unermüdlich an der Umsetzung des öffentlichkeitswirksamen Spektakels gearbeitet. Die Sportförderung hat System, denn es geht um den Ruf des Landes. Dafür ist Katar bereit, Millionen zu investieren.
Katars Wohlstand baut auf den Erdöl- und Erdgasvorkommen auf. Doch die Ressourcen sind endlich. Darum wird nicht nur in anderen Wirtschaftssektoren investiert, auch der Sport rückte in den letzten Jahren in den Fokus: »Im Gegensatz zu Öl und Gas ist Tourismus eine stabile und unerschöpfliche Quelle wirtschaftlicher Aktivität«, heißt es in der nationalen Tourismusstrategie 2030, in der Sport eine sehr zentrale Rolle spielt. Seit den frühen 2000er Jahren setzt Katar zahlreiche Projekte der Sportinfrastruktur um. Unter dem Motto »Qatar welcomes the world« wurden Visabarrieren abgeschafft und Anreize geschaffen, um sich als Standort für Sportwettkämpfe zu profilieren, von Golf bis zu Kamelrennen. Wiederholt war Katar Standort der Exxon Mobil Qatar Open im Tennis und der Commercial Bank Qatar Masters in Golf sowie von internationalen Schwimm- und Boxwettkämpfen. Katar wurde zum attraktiven Austragungsort. Ein wichtiger Anziehungspunkt ist die »Aspire Academy«, die es sich zur Mission gemacht hat, internationale Sporttalente zu fördern. Mittlerweile ist sie zu einem der größten Trainingszentren für Spitzenspor weltweit herangewachsen. Rashed Al-Qurese, Marketingleiter der katarischen Tourismusbehörde, setzt besondere Hoffnungen in die Austragung der WM 2020: »Trainingslager und Spiele weltberühmter Fußballmannschaften bringen Katar großen wirtschaftlichen Nutzen, dazu die Aufmerksamkeit von Millionen für unsere Tourismus- und Sporteinrichtungen«.
Die Profilierung als neue Sportmacht findet jedoch nicht nur in Katar selbst statt: Von 2011 bis 2016 wurde der FC Barcelona von der Qatar Foundation und Qatar Airways gesponsort. Seit 2012 hält Qatar Sports Investment einen Aktienanteil von siebzig Prozent am renomierten FC Paris Saint-Germain. Der berüchtigte Neymar- Deal, im Zuge dessen Katar die höchste jemals bezahlte Summe für einen Spieler ausgab, fällt ebenfalls darunter. Anfang 2018 unterschrieb Qatar Airways einen Sponsorenvertrag mit dem FC Bayern München, der dafür die langjährige Partnerschaft mit Lufthansa aufkündigte.
Fußball verbindet und wird gerne als unpolitisch dargestellt. Darum scheint die WM der ideale Deal für Katar zu sein, um das eigene Image aufzuwerten. Als sozial verantwortungsbewusst will Katar auf der internationalen Bühne wahrgenommen werden, doch noch klebt der Schmähtitel »World Cup of Shame« an dem kleinen Wüstenstaat. Amnesty International betitelte so die WM 2020, da sich die Situation der migrantischen Arbeitskräfte nicht zu bessern scheint. 2016 wurde zwar das berüchtigte »Kafala«-System abgeschafft, das Arbeitgebern erlaubt hatte, ihren ausländischen Arbeitskräften die Ausreise zu untersagen. Doch noch im Frühjahr 2017 konnte Amnesty International Fälle von fehlendem Arbeitsschutz nachweisen. Im Oktober 2017 unterschrieb die katarische Regierung nun mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ein dreijähriges technisches Arbeitsabkommen, das die Einstellungspraxis auch von migrantischen Arbeitskräften an internationale Standards anpassen soll. Ob die kritischen Stimmen damit befriedet werden können und inwieweit die WM die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen kann, muss sich noch zeigen.