Der Alltag im reichsten Land der Welt
Wo vor fünfzig Jahren Beduinen durch die Wüste streiften, ragen heute Hochhäuser in den Himmel. In Katar liegen Extreme direkt nebeneinander: Reichtum und bittere Armut, Moderne und Tradition

Qatar's neighbours imposed an economic blockade on the country in 2017, meaning that there were suddenly no cars on the Qatar-Saudi Arabia highway
Herr Munita, wie kam es dazu, dass eine Ihrer größten Fotoserien in Katar entstanden ist?
Alles begann mit einem Auftrag für die NEW YORK TIMES. Ich sollte dokumentieren, wie sich das saudische Embargo auf den Alltag in Katar auswirkt. Als ich dann 2017 in Doha ankam, entschied ich mich, auch viele Menschen zu porträtieren und vor allem den Reichtum des Landes festzuhalten, der mir trotz des Embargos sofort ins Auge stach. Wenn ich Fotoreportagen mache, dann interessiert mich auch immer das Verhältnis der Menschen zu dem Ort, an dem sie sich aufhalten.
Was faszinierte Sie an Katar besonders?
Ich weiß noch, dass ich sofort begeistert war von der Geometrie und den Formen der Hochhäuser, die in Katar mitten aus der Wüste sprießen. Der Gegensatz zwischen dem toten Land und dem lebhaften Doha hat etwas Mystisches. Ohnehin sind es die Gegensätze, die Katar auszeichnen. Exzentrischer Reichtum und bittere Armut, Moderne und Tradition liegen dort ganz nah beieinander. Das wollte ich auch in meinen Bildern festhalten.
Konnten Sie sich als Fotograf in Katar immer frei bewegen oder gab es auch mal Probleme?
Das war tatächlich nicht einfach. Die meisten Menschen – seien es Ladenbesitzer, Passanten oder Sicherheitsbeamte – waren sehr argwöhnisch, wenn ich auftauchte. Ich hatte zwar eine offizielle Genehmigung der katarischen Regierung, aber trotzdem habe ich im Endeffekt Stunden damit verbracht, mit Polizisten zu reden. Dauernd hat irgendwer die Behörden alarmiert.
Das Interview führte Kai Schnier